Martin Liebscher fotografiert sich am liebsten selbst – und das gleich mehrfach: Mit Hilfe moderner Bildbearbeitungsmethoden gelingt es dem deutschen Fotokünstler, auf seinen Bildern ganze Säle zu bevölkern. Dabei schafft er durch geschicktes Posieren und Arrangieren die Illusion einer vielfältigen, lebendigen Menge, die einzig aus seiner eigenen Person besteht.
(...) WeiterlesenMartin Liebscher studierte in Frankfurt und London
Martin Liebscher wurde 1964 in Naumburg geboren und verbrachte seine Kindheit in Speyer. Er studierte von 1990 bis 1995 in Frankfurt am Main an der Städelschule bei Martin Kippenberger (1953–1997) und Thomas Bayrle (*1937), bei dem er 1996 auch Meisterschüler wurde. 1993 hielt sich Martin Liebscher in London auf und besuchte dort die Slade School of Fine Art. Im Jahr 2007 erhielt er eine Professur an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Anne-Marie Beckmann initiierte er 2010 den Deutsche Börse + HfG Fotoförderpreis, der junge Fotografen zuerkannt wird und dessen Jury neben anderen auch die bekannte Fotografin Barbara Klemm (*1939) angehört.
Internationale Bekanntheit durch die Familienbilder
Martin Liebscher ist international bekannt für seine Familienbilder. Die Familie, das ist er selbst – mit den Mitteln digitaler Bildkomposition vielfach auf großformatigen Fotografien arrangiert. Dabei handelt es sich aber keinesfalls um bloße Vervielfältigungen ein und desselben Porträts, um kein schnödes Copy & Paste: Martin Liebscher nimmt sich selbst in immer neuen Posen auf und arrangiert diese auf seinen Bildern so sorgfältig und intelligent, dass der täuschend echte Eindruck einer lebendigen Menschenmenge entsteht, die Illusion einer Versammlung von Individuen, die einander begegnet und miteinander agiert. Oft erschließt sich erst bei genauem Hinsehen, dass es sich bei den vielen Menschen, die gestikulierend, abwägend, verharrend zusammenkommen um ein und dieselbe Person handelt. Als Bühne für die Familienbilder wählt Martin Liebscher Konzertsäle, öffentliche Plätze, Hörsäle an Universitäten, Konferenzräume, Schiffe, Lokale, Wohnungen, Campingplätze. Dort kommt er mit sich selbst ins Gespräch, führt in multipler Gestalt Streitgespräche oder lauscht seinem eigenen Vortrag.
Ein Bild schaffte es in die Guinness World Records
Martin Liebscher, der eine Zeit lang als Filmvorführer gearbeitet hat, hegt eine Vorliebe für cineastische Effekte. Um seine Vorstellungen verwirklichen zu können, hat er sogar seine Kamera modifiziert, um bei offener Blende einen ganzen Film durchspulen zu können. So entstehen Bilder in extremem Querformat, die er als seine Panoramen bezeichnet. 1995 brachte ihm ein 37 Meter Foto gar einen Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde als »längstes Gruppenbild mit einer Person«. Mit seinem umfangreichen und innovativen fotografischen Werk ist der Künstler jedoch nicht nur im Guinnessbuch, sondern in zahlreichen bedeutenden internationalen Sammlungen vertreten. Für sein fotografisches Schaffen erhielt Martin Liebscher Preise und Auszeichnungen, darunter 1996 den Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer, 1999 den 1. Kunstpreis der Frankfurter Welle und 2010 den Deutschen Fotobuchpreis für seinen Bildband Einer für alle.
Martin Liebscher lebt und arbeitet in Offenbach und in Berlin.
Martin Liebscher - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: