Otto Lindig

Otto Lindig - Umfassende Ausbildung als Bildhauer und Töpfer

Otto Lindig wurde am 4. Januar 1895 in Pößneck geboren. Schon früh zeigte er eine Neigung zu den bildenden Künsten und bemühte sich um eine vielfältige Ausbildung: Er besuchte von 1909 bis 1911 die Zeichen- und Modellierschule in Lichte und absolvierte im Anschluss noch eine Lehre im Atelier von Max Bechstein in Ilmenau. 1913 schrieb er sich in der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar ein und besuchte dort die von dem belgisch-flämischen Designer und Architekten Henry van de Welde geleitete Keramik- und Modellierklasse. 1915 folgte ein Studium der Bildhauerei an der Weimarer Akademie bei Richard Engelmann. Damit hatte Otto Lindig während seiner langen Lehrjahre beide Institutionen besucht, die später zum Staatlichen Bauhaus Weimar zusammengeschlossen wurden. 1917 eröffnete er als diplomierter Bildhauer sein erstes eigenes Atelier. Weil er aber nach eigenem Bekunden bald feststellte, dass er als Bildhauer nicht zu einem Künstler von Weltrang bringen konnte, folgte er dem Ruf von Gerhard Marcks und wurde im November des Jahres 1920 einmal mehr Lehrling – diesmal in der keramischen Werkstatt des neu gegründeten Weimarer Bauhauses.

Einfach gehaltene Entwürfe mit klarer Formensprache

Otto Lindig entwickelte noch unter Gerhard Marcks eine rege Tätigkeit und machte mit seinen Kaffeekannen, Kaffeetassen und Untertassen auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit seinem Schwager, dem Keramiker und späteren Benediktinermönch Theodor Bogler etablierte sich Otto Lindig als führende Kraft in der Töpfereiwerkstatt. Dabei schöpfte er auch aus den Kenntnissen, die er sich während seiner Jahre als Bildhauer angeeignet hatte, und konnte mit seinen innovativen Entwürfen, für die er meist organisch fließende Formen bevorzugte, viel Anerkennung gewinnen. Bis zur Schließung des Bauhauses gewann Lindig zunehmend an Einfluss und galt als unentbehrlich, übernahm in den letzten Jahren sowohl die technische als auch die kaufmännische Leitung. Seine bewusst einfach gehaltenen Entwürfe mit klarer Formensprache waren grundsätzlich für eine serielle Fertigung geeignet, doch fehlten in der Werkstatt dazu die technischen Möglichkeiten, sodass die Produktion nicht wie gewünscht ausgeweitet werden konnte.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten während der Kriegsjahre

Otto Lindig gelang es, die Bauhauswerkstatt nach deren Schließung durch die Nationalsozialisten als privater Pächter weiterzuführen. Obwohl er weiterhin einer modernen Formgebung verhaftet blieb und die NS-Ideologie strikt ablehnte, konnte er durch seine kinderreiche Familie doch auch von den neuen politischen Verhältnissen in Deutschland profitieren. Drei Kinder hatte seine Frau Erna in die Ehe mit eingebracht, drei weitere waren noch hinzugekommen – Otto Lindig war also auf ein gutes Einkommen angewiesen, um seine Familie zu ernähren. Dazu reichten seine Aufträge allerdings nicht aus, er konnte weder die Pacht noch seine sonstigen Verbindlichkeiten begleichen; zudem wurde er im letzten Kriegsjahr zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung und Rückkehr gab er die Werkstatt endgültig auf und schloss sich einmal mehr seinem früheren Lehrer und Förderer Gerhard Marcks an, der in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste lehrte. Otto Lindig übernahm dort die Leitung der Keramikabteilung.

Otto Lindig starb am 4. Juli 1966 in Wiesbaden.