El Lissitzky

El Lissitzky - Studium in Deutschland, Zeuge der Oktoberrevolution

Elieser "El" Lissitzky wurde am 22. November 1890 in der russischen Kleinstadt Potschinok geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte El Lissitzky allerdings in Smolensk, ehe er in Deutschland an der Technischen Hochschule Darmstadt Architektur und Ingenieurwissenschaften studierte. Zuvor hatte er sich an der Kunsthochschule in Sankt Petersburg beworben, war dort aber wegen seiner jüdischen Herkunft abgewiesen worden. 1917 wurde El Lissitzky Zeuge der Oktoberrevolution, in der er einen künstlerischen und sozialen Neuanfang für die gefallene Menschheit erblickte. Dieses Verständnis wirkte sich nachhaltig auf seine Kunst aus und prägte die Gestalt seiner Bilder. So schuf El Lissitzky 1920 das vielleicht erste Propagandaplakat in abstraktem Stil: "Schlagt die Weißen mit dem roten Keil" gilt Kennern als künstlerische Folge seiner Bekanntschaft mit Kasimir Malewitsch, dessen suprematistische Prinzipien Lissitzky zwar nicht gänzlich übernahm, sich aber von ihnen zu seinem eigenen abstrakten Avantgardismus inspirieren ließ. Malewitsch war zu dieser Zeit Lehrer an der Kunsthochschule im weißrussischen Wizebsk, deren damaliger Direktor Marc Chagall auch El Lissitzky angeworben hatte.

Zwischen Malerei und Architektur

Neben Kasimir Malewitsch pflegte El Lissitzky auch mit vielen anderen Größen der internationalen Kunstszene seiner Zeit regen Kontakt. Unter seinen Bekanntschaften finden sich so illustre Namen wie Hans Arp, Jan Tschichold und Willi Baumeister. Mit Kurt Schwitters gestaltete er die Kunstzeitschrift "Merz". Während seines mehrjährigen Aufenthalts in Deutschland und der Schweiz lernte er 1922 die Kunsthistorikerin Sophie Küppers kennen, die er 1927 heiratete. Lissitzky selbst sah sein Schaffen zwischen Architektur und Malerei angesiedelt, er bewegte sich in diesem Spannungsfeld und entwarf auch immer wieder avantgardistische Architekturprojekte, so die Lenin-Tribüne oder die sogenannten "Wolkenbügler", die er als Gegenentwurf zu den kapitalistischen Wolkenkratzern in den USA verstand. Bei aller Kritik am Kapitalismus war Lissitzky aber auch kommerziellen Aufträgen nicht abgeneigt: 1929 entwarf er für die Pelikan AG in Hannover ein Werbeplakat. Überhaupt sollte Kunst für Lissitzky auch die Allgemeinheit ansprechen, der Gedanke, dass sie eine "Privatangelegenheit der Kunst-Wissenschaftler, Kritiker, Liebhaber" geworden sei, war ihm zuwider. Gern arbeitete er auch für die Kleinsten und entwarf die Titelbilder mehrerer Kinderbücher.

Gesundheitliche Probleme, zahlreiche Ausstellungen

Als Künstler fand El Lissitzky schon zu Lebzeiten viel Anerkennung. Erschwert wurde seine Karriere durch gesundheitliche Probleme: Schon seit 1921 litt er an Tuberkulose, die immer wieder längere Aufenthalte in Sanatorien und Krankenhäusern notwendig machte. Sein extrem vielseitiger und wacher Geist wurde durch diese körperliche Unpässlichkeit aber nicht eingeschränkt, wiederholt fand er Gelegenheit, sein Wissen und seine Visionen als Lehrer an verschiedenen Hochschulen zu vermitteln. Er gab Zeitschriften heraus und erweckte mit seinen zweidimensionalen Zeichnungen den Eindruck einer plastischen Tiefe, die nur wenige abstrakte Maler in ähnlicher Weise erreichten. Bei all dem befeuerte ihn die Vision einer besseren Welt, die er mit seiner Kunst zu erreichen trachtete.

El Lissitzky starb am 30. Dezember 1941 in Moskau. Über 70 Jahre nach seinem Tod erzielen Werke von El Lissitzky Preise in beachtlicher Höhe, für eines seiner viel gesuchten Originale müssen Sammler tief in die Tasche greifen.