Man Ray gehörte mit seinem Freund Marcel Duchamps zu den Pionieren der Moderne; der amerikanische Fotograf, Maler, Filmemacher und Objektkünstler gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Dadaismus und Surrealismus und sorgte für zahlreiche wichtige Impulse in der internationalen Kunstgeschichte.
(...) WeiterlesenMan Ray - Kunststudium gegen den Willen der Eltern
Man Ray wurde am 27. August 1890 als Emmanuel Rudnitzky in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren. Der älteste Sohn einer russisch-jüdischen Familie erhielt wie auch seine drei Geschwister eine strenge Erziehung und sprach später nur selten und zurückhaltend über sein Elternhaus. Der Beruf des Schneiders, den sein Vater ausübte, prägte die Kindheit des Künstlers wie auch später seine kreative Arbeit: Er lernte Nähen und Sticken und die Patchwork-Technik. Die Begeisterung für das Zeichnen, die Man Ray bereits als Siebenjähriger mit Buntstiften ausgelebt hatte, führte zu dem Besuch von Kunst- und Zeichenkursen an der High School – ohne das Wissen der Eltern, die der künstlerischen Neigung ihres Sohnes ablehnend gegenüberstanden. Dem elterlichen Wunsch, ein Architekturstudium zu beginnen, widersetzte sich Man Ray, lehnte ein ihm angebotenes Stipendium ab und schrieb sich stattdessen an der National Academy of Design und der Art Students League in New York ein. Die dort angebotenen Kurse in Aktmalerei besuchte der Künstler laut eigener Aussage nur, weil er als junger Mann gerne einmal eine nackte Frau sehen wollte.
Orientierung an der europäischen Avantgarde
Man Ray kam mit dem streng didaktischen Akademiebetrieb nicht zurecht und brach sein Studium bald ab, auch auf Anraten seiner Lehrer. Mit Abendkursen bildete er sich weiter, während er als freischaffender Künstler seinen Weg suchte. Alfred Stieglitz eröffnete ihm den Zugang zu der Kunst von Pablo Picasso, Auguste Rodin, Paul Cézanne und Constantin Brâncuși, bald fühlte sich Man Ray der europäischen Avantgarde mehr verbunden als der zeitgenössischen amerikanischen Kunstszene. Er experimentierte intensiv und in rascher Folge mit unterschiedlichen Malstilen, um seine eigene Sprache zu finden. Tiefe Verehrung empfand der junge Künstler für Marcel Duchamp, dessen Akt, eine Treppe herabsteigend Nr. 2 er auf der Armory Show bewundert hatte. Bei ihrem ersten Treffen konnten sie einander aufgrund der Sprachbarriere nicht verstehen und spielten deshalb eine Partie Tennis. Das Kommunikationshindernis wurde bald überwunden, die Männer enge Freunde und Man Ray unterstützte Duchamps bei mehreren Projekten.
Pionier des Dadaismus und Surrealismus
Man Ray begründete mit seinem Freund Duchamps und Robert Henri den New YorkerDadaismusund wandte sich verstärkt der Fotografie zu. In der Kamera erkannte er schnell das ideale Werkzeug, um seinen Ideen und Konzepten Ausdruck zu verleihen. Dabei manipulierte er Kamera-Technologie und Lichtverhältnisse so geschickt, dass zunehmend surrealistische Bilderwelten entstanden. Aus seiner Beschäftigung mit dem Fotogramm entstand die Rayografie, mit der er Objekten des Alltags eine mysteriöse Aura verlieh. Bei seiner Interpretation der Objektkunst folgte er dem Konzept des Ready Made seines Freundes Duchamps. 1921 gelangte er nach Paris, wo er im Kreis der jungen Künstler um André Breton und Paul Eluard eine prägende Rolle bei der Geburt des Surrealismus spielte. Mit der amerikanischen Künstlerin Lee Miller pflegte er eine kurzlebige Affäre und entwickelte die Technik der Solarisation. Seine umfassenden Experimente und vielseitigen Ideen prägten die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts nachhaltig.
Man Ray starb am 18. November 1976 in Paris.
Man Ray - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Collier mit Anhänger "Belle Main"