Sally Mann - Die Anziehungskraft der Dunkelkammer
Sally Mann wurde am 1. Mai 1951 in Lexington im US-Bundesstaat Virginia geboren. Sie war das dritte Kind eines Landarztes und einer Buchhändlerin. Die Fotografie wurde Sally Mann von ihrem Vater nahegebracht, der sie in ihrer Begeisterung dafür immer bestärkte. Die 5x7-Kamera ihres Vaters legte auch den Grundstein für die lebenslange Präferenz für große Formate. Ihre ersten Bilder machte Sally Mann im Alter von 16 Jahren, ihre Motive fand sie damals wie auch während ihrer späteren Karriere zumeist im Umfeld ihrer Heimat. Nach eigener Schilderung habe sie mit dem Fotografieren nur deshalb begonnen, weil sie während ihrer Zeit auf der Putney School gerne mit ihrem damaligen Freund in der Dunkelkammer allein sein wollte. Nachdem sie die Putney School trotz derartiger Ablenkungen erfolgreich abgeschlossen hatte, besuchte sie das Bennington College und das Friends World College. Sie erwarb ihren Bachelor of Arts am Hollins College (heute Hollins University) sowie einen Master of Arts in Creative Writing.
Intime Porträts junger Mädchen als zentrales Thema
Sally Mann begann unmittelbar nach ihrem College-Abschluss als Fotografin für die Washington and Lee University zu arbeiten und konnte bereits 1977 ihre erste Einzelausstellung in der Corcoran Gallery of Art in Washington bespielen. 1984 erschien ihr erster Bildband, Second Sight, in dem einige ihrer surrealistisch anmutenden Frühwerke zu sehen waren. Ihrem eigentlichen fotografischen Thema näherte sie sich aber erst mit ihrem zweiten Band, At Twelve: Portraits of Young Women, der bereits für eine erste kleine Kontoverse sorgte, weil darin minderjährige Mädchen in teils aufreizenden Posen porträtiert wurden. Für Sally Mann selbst blieb vor allem ein Modell in Erinnerung, dass sich während der Aufnahmen beharrlich weigerte, näher an den Freund ihrer Mutter heranzurücken, so dass der Künstlerin nichts anderes übrigblieb, als gegen ihren Willen den Ellenbogen des Mädchens auf dem Bild zu beschneiden. Später stellte sich heraus, dass das Mädchen von dem Mann missbraucht worden war, was letzten Endes dazu führte, dass die Mutter ihren Freund erschoss.
Scharfe Kritik und große Anerkennung
Sally Mann rückte vollends in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, als sie ihren hoch umstrittenen Bildband Immediate Family veröffentlichte. Hier zeigte sie Aufnahmen ihres eigenen Familienlebens, darunter viele Bilder ihrer drei heranwachsenden Kinder, die mehrfach völlig unbekleidet zu sehen waren. Mann fand sich im Sturm einer erbittert geführten Auseinandersetzung wieder, die von so unterschiedlichen Parteien wie dem Christian Broadcasting Network und der feministischen Gruppe Women Against Pornography geführt wurde. In späteren Veröffentlichungen wandte sich Mann verstärkt der Landschaftsfotografie zu, wobei sie immer wieder Bezugspunkte zum Amerikanischen Bürgerkrieg suchte. Nach einem schweren Reitunfall im Jahr 2006 dokumentierte sie ihre Rückenverletzungen ebenso wie später die Muskeldystrophie ihres Mannes Larry. Ungeachtet aller Kritik von rechter wie linker Seite erhielt Sally Mann Preise und Auszeichnungen für ihr fotografisches Werk, darunter die Andrew Carnegie Medal for Excellence in Nonfiction für ihr 2015 erschienenes Fotobuch Hold Still: A Memoir with Photographs.
Sally Mann - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: