Maria Marc

Maria Marc wurde am 12. Juni 1876 als Bertha Pauline Marie Franck in Berlin geboren. Die Tochter eines Buchhalters und späteren Bankdirektors wuchs in einem protestantisch-bürgerlichen Umfeld auf, besuchte ab 1883 eine Höhere Mädchenschule und konnte ihr künstlerisches Talent zunächst bei Gesangs-, Klavier- und Kunstunterricht ausleben. An der Königlichen Kunstschule in Berlin (heute Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin) ließ sie sich zur Zeichenlehrerin ausbilden und erwarb dabei umfassende Kenntnisse im Malen von Körpern, Pflanzen und Architektur. Zu ihren Ausbildern zählte der Maler und Zeichenlehrer Philipp Franck (1860–1944), nicht zu verwechseln mit ihrem namensgleichen Vater. An der Berliner Kunstakademie nahm Maria Marc weiteren Unterricht bei Karl Storch dem Älteren (1864–1954), unter dessen Anleitung sie sich unter anderem in der Holsteinischen Schweiz in der Freilichtmalerei übte. In München blieb ihr als Frau das Studium an Kunstakademie verwehrt, so dass sie in die Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins eintrat und dort von Angelo Jank (1868–1940) und Max Feldbauer (1869–1948) unterrichtet wurde.

Maria Marc verbrachte den Sommer und den Herbst des Jahres 1905 in der Künstlerkolonie Worpswede, wo sie ihre Malfähigkeiten unter Otto Modersohn (1865–1943) weiter übte. Im Dezember des Jahres begann sie eine intime Beziehung mit ihrem späteren Ehemann Franz Marc (1880–1916), der zu dieser Zeit noch mit der elf Jahre älteren Malerin Marie Schnür (1869–1934) verbunden war, was zu einer schwierigen Ménage-à-trois führte. Erst ab 1908 war Maria Marc die einzige Lebenspartnerin von Franz Marc, doch rechtliche Schwierigkeiten verhinderten lange Zeit die gewünschte Eheschließung. Das Paar arbeitete dessen ungeachtet gemeinsam in Lenggries, schloss Freundschaft mit August Macke (1887–1914), Maria stand Franz Marc Modell für das fauvistische Gemälde Akt mit Katze (1910); es kam zum Kontakt mit der Neuen Künstlervereinigung München, deren Mitglied und 3. Vorsitzender Franz Marc wurde. Das bald folgende Zerwürfnis, das den Austritt von Franz Marc, Gabriele Münter (1877–1962), Alfred Kubin (1877–1959) und Wassily Kandinsky (1866–1944) zur Folge hatte und letztlich zur Gründung des Blauen Reiters führte, hat Maria Marc in einem Brief an Elisabeth Macke zur Freude der Kunsthistoriker ausführlich geschildert.

Maria Marc nahm an der zweiten Ausstellung des Blauen Reiters bei dem Kunsthändler Hans Goltz (1873–1927) mit drei Kinderbildern teil. Kinder und Kinderspielzeug waren ein bevorzugtes Motiv der Künstlerin, die sehr darunter litt, mit Franz Marc kein eigenes Kind zu bekommen. Das Künstlerpaar teilte die Bewunderung für japanische Farbholzschnitte; ein Buch mit Arbeiten von Utagawa Kunisada (1786–1865) und Utagawa Kuniyoshi (1798–1861), das Franz Marc seiner Frau schenkte, befindet sich heute im Schlossmuseum Murnau. Nachdem Franz Marc im Ersten Weltkrieg gefallen war, verwaltete Maria Marc den Nachlass ihres Mannes und hörte selbst mit dem Malen auf. Später studierte sie am Bauhaus in Weimar die Weberei und fertigte während des Zweiten Weltkriegs mit Johanna Schütz-Wolff (1896–1965) Textilbilder an, deren Farben die beiden Frauen aus Pflanzen selbst hergestellt hatten.

Maria Marc starb am 25. Januar 1955 in Ried (Kochel am See).