Marino Marini

Marino Marini wurde am 27. Februar 1901 in Pistoia geboren. Den Weg zur Kunst fand er früh, bereits ab 1917 studierte er Bildhauerei und Malerei an der Akademie der Künste in Florenz; einer seiner Lehrer war Domenico Trentacosta. 1928 besuchte er zum ersten Mal Paris, ein Jahr später wurde er Dozent an der Kunstschule der Villa Reale di Monza in Mailand, eine Aufgabe, die er über ein Jahrzehnt lang wahrnehmen sollte. In der Folgezeit knüpfte Marino Marini darüber hinaus an seine erste Reise nach Frankreich an und besuchte mehrmals Paris, wobei er die Bekanntschaft von Aristide Maillol, Wassily Kandinsky und Giorgio de Chirico machte. Später lernte er außerdem Henri Laurens, Georges Braque und Pablo Picasso kennen. Neben den künstlerisch äußerst fruchtbaren Aufenthalten in Frankreich unternahm Marini weitere Reisen nach Griechenland, Deutschland und England. Im Jahr 1940 wechselte er schließlich von der Villa Reale di Monza an die Accademia di Brera, bei einem fünfjährigen Aufenthalt im Tessin in der Schweiz begegnete er Germaine Richier, Fritz Wotruba und Alberto Giacometti. 1950 feierte Marino Marini eine besondere Premiere: Curt Valentin vermittelte ihm seine erste Einzelausstellung in den USA; sie fand in der Galerie Buchholz statt. Zwar starb Marinis Freund und Förderer Valentin 1954, aber da war der Italiener bereits eine feste Größe auf dem Kunstmarkt.

Ungeachtet der zahlreichen fruchtbaren Beziehungen, die Marino Marini zu anderen großen Künstlern seiner Zeit pflegte, war es eine lange untergegangene Zivilisation, deren Kunst er seine wohl wichtigste Inspiration verdankte. In seiner toskanischen Heimat wurde er Zeuge, wie Archäologen immer mehr Werke der antiken Kultur der Etrusker entdeckten. Der Stil vergangener Zeiten regte Marino Marini zu einem neuen Kunstverständnis an, in Sonderheit die etruskischen Reiterstandbilder inspirierten ihn zu seinem prägenden Leitmotiv, der Beziehung von Mensch und Pferd, die er in unzähligen Werken in immer neuen Dimensionen auslotete. In unmittelbarer Nachbarschaft zu seiner langjährigen Arbeitsstätte in der Villa Reale befand sich ein Gestüt, das ihm intensive Pferdestudien ermöglichte, die er in seine Arbeit einfließen ließ. Mit seiner Rückbesinnung auf die klassischen Ideale positionierte er sich auch gegen die radikal-provokanten Thesen seiner avantgardistischen Zeitgenossen, die sich die vollständige Zerstörung des bestehenden Formenkanons auf die Fahnen geschrieben hatten.

Neben seinen zahlreichen Pferdeplastiken, die er bevorzugt aus Bronze oder Holz anfertigte, errang Marino Marini vor allem mit seinen Lithografien Aufmerksamkeit. In den 1960er- und 1970er-Jahren schuf er zahlreiche farbintensive Drucke, die meist Personen und Pferde zeigten und in der Regel zu Zyklen zusammengefasst waren. Für seine Kunst erhielt Marino Marini Preise und Auszeichnungen, er war Mitglied mehrerer Akademien und nahm an den ersten drei documenta-Ausstellungen in Kassel teil. Schon zu Lebzeiten wurde er mit großen Retrospektiven geehrt.

 

Marino Marini starb am 6. August 1980 in Viareggio.