Bernhard Martin blickt mit seiner Kunst in Abgründe, zeigt sich fasziniert vom Obszönen und scheut die Provokation nicht. Der deutsche Maler möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen, bestehende Strukturen zu hinterfragen und hierarchische Grenzen abzutragen.
(...) WeiterlesenBernhard Martin schaffte seinen Durchbruch in New York
Bernhard Martin wurde 1966 in Hannover geboren und studierte von 1983 bis 1989 an der Hochschule für bildende Künste in Kassel bei Harry Kramer (1925–1997). Als er sein Studium mit 16 Jahren begann, war er der jüngste Student, der bis dahin jemals Aufnahme an einer Kunstakademie gefunden hatte. Trotz dieser Meriten gestaltete sich die künstlerische Laufbahn zunächst schwierig: Bernhard Martin ging nach Barcelona, wo er mit so starken finanziellen Engpässen zu kämpfen hatte, dass er seine Bilder gegen Zwiebelsuppe tauschen musste. Von diesen Widerständen ließ sich der ambitionierte junge Künstler, der als wichtige Einflüsse die Besuche der Kunstmesse Documenta in seiner Heimatstadt Kassel und die überregional bekannte Sammlung Alter Meister in Schloss Wilhelmshöhe nennt, nicht abhalten. Der Durchbruch gelang ihm in New York, wo er in einer Galerie drei Schränke installierte: Der erste beinhaltete eine Mini-Disco für eine Person, der zweite einen kleinen Sandstrand samt Solarium und der dritte eine Table-Dance-Bar.
Ein künstlerischer Blick in die menschlichen Abgründe
Bernhard Martin hält sich von jeher bewusst abseits der vorherrschenden künstlerischen Strömungen und bemüht sich darum, autarke Positionen zu finden. Seine künstlerischen Mittel schöpft er aus allen möglichen Malstilen und Epochen. Er malt, was ihn bewegt, und das ist nicht nur viel, sondern auch viel unterschiedliches Gedankengut. Die umfangreichen Ideenwelten der modernen Zeit finden einen kaleidoskopischen Niederschlag im Schaffen von Bernhard Martin, der dafür auch immer wieder aus der Vergangenheit zitiert. Für seine eigene Interpretation der sieben Todsünden erhöhte er nicht nur deren Zahl kurzerhand auf acht, sondern brach auch mit der traditionellen christlichen Ikonografie zugunsten seiner schwelgerischen Feier der menschlichen Abgründe. Für Bernhard Martin wäre das Leben ohne Abgründe nicht dasselbe. Zum schönen Leben gehört nicht nur die Sonnenseite, sondern auch der dunkle Bereich der Schatten – und das Nichts, das der Künstler aus eigener Anschauung kennt, als er sein beträchtliches Vermögen praktisch über Nacht verlor: Sein Schloss in Brandenburg brannte ab, die Versicherung zahlte nicht, Martin floh nach London, wandelte seine Malerei radikal und verstörte sein Publikum. Es brauchte eine Zeit, bis er mit seinem neuen, schrägen Ansatz wieder Anschluss an die Kunstwelt fand.
Internationale Ausstellungen und Auszeichnungen
Bernhard Martin lehrte als Gastprofessor an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg. Seine Werke fanden Eingang in renommierte Museen und Galerien wie das Museum of Modern Art (MoMA) in New York und die Sammlung Deutsche Bank. Für seine Kunst erhielt Bernhard Martin Preise und Auszeichnungen, darunter mehrere Stipendien: 1990/91 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), 1993 vom Künstlerhaus Bethanien in Berlin, 1998 von der Hessischen Kulturstiftung und 2003 von der Villa Arson in Nizza. 2008 verlieh ihm die Stadt Wolfsburg den Kunstpreis Junge Stadt sieht junge Kunst, 2015 bekam er in Berlin den Fred-Thieler-Preis für Malerei.
Bernhard Martin lebt und arbeitet seit 2013 in Berlin.
Bernhard Martin - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: