Quinten Massys

Ausbildung zum Kunstschmied

Quinten Massys wurde um das Jahr 1466 herum in Löwen geboren. Der Sohn eines Kunstschmieds sollte mit seinem älteren Bruder in das Gewerbe seines Vaters eintreten und wurde von diesem entsprechend unterwiesen. Inwieweit einzelne noch heute erhaltene Arbeiten in Löwen tatsächlich Quinten Massys zugeschrieben werden dürfen, ist in der Forschung umstritten. Noch stärker bezweifelt wird die schöne Geschichte, wie Massys vom Handwerk zum Kunstwerk gelangte: Die Liebe zu einer Malertochter soll zu dem Wechsel den Anstoß gegeben haben. Prosaischer, aber glaubhafter klingt eine andere Erklärung: Da Quinten Massys in der Werkstatt seines Vaters ohnehin im Schatten seines älteren Bruders stand und aufgrund einer Erkrankung von so schwächlicher Konstitution war, dass ihm die harte Schmiedearbeit beinahe unmöglich wurde, entschied er sich für eine Laufbahn als Maler. Das Zeichnen hatte Mattys bereits während seiner Ausbildung zum Schmied erlernt, über seine Ausbildung zum Maler ist hingegen nichts bekannt.

Einer der berühmtesten Meister seiner Zeit

Quinten Massys gilt aufgrund verschiedener Eigentümlichkeiten seines Stils als Autodidakt, der sich seine Kunst auf der Grundlage genauer Beobachtung anderer Maler sowie der Natur selbst angeeignet hat. 1491 zog Massys nach Antwerpen, das sich als wichtigster Handelsplatz der Niederlande durch den wachsenden Wohlstand auch immer mehr zu einem Anziehungspunkt für Künstler entwickelte. Hier fand Quinten Massys Aufnahme in die Lukasgilde und etablierte sich als einer der ersten Maler der Stadt. Als solcher pflegte er Kontakt mit einigen der berühmtesten Meister seiner Zeit, unter ihnen so klangvolle Namen wie Hans Holbein der Jüngere. Als Albrecht Dürer 1520 in Antwerpen weilte, besuchte er die Werkstatt von Quinten Massys, auch war er der Patenonkel der Kinder von Joachim Patinir, der zeitweise Massys bei den Hintergründen einiger Bilder unterstützt haben soll.

Ein meisterliches Gespür für Gesichter

Quinten Massys gilt als der einflussreichste Meister der Antwerpener Schule im 16. Jahrhundert. Zunächst widmete er sich vor allem religiösen Themen, als sein erstes charakteristisches Werk gilt das Altarbild Die Heilige Familie für die St. Pieterskerk in seiner Heimatstadt Löwen. Deutlich berühmter ist aber das Ölbild Die Beweinung Christi, das im Auftrag der Tischlerzunft für die Antwerpener Kathedrale entstand. Hier zeigt sich besonders die große Stärke Quinten Massys in den ausdrucksstarken Gesichtern der Trauernden und des toten Christus. Sein Gespür für Gesichter bescherte dem Künstler viele Aufträge als Porträtmaler. Unter dem Einfluss seiner Vorbilder Jan Mabuse und Lucas van Leyden entstanden Porträts bedeutender Persönlichkeiten wie des Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Sein bekanntestes Bild ist wohl Eine groteske alte Frau, die vielfach als Karikatur verstanden wird und dem Schriftsteller Lewis Carroll als Vorlage für die Herzkönigin in seinem berühmten Kinderbuch Alice im Wunderland diente. Massys selbst ließ sich für sein Bild durch einer Zeichnung von Leonardo da Vinci inspirieren.

Quinten Massys starb im Jahr 1530 in Antwerpen, sehr wahrscheinlich an der Pest.