Jonathan Meese

Jonathan Meese stolperte spät in die Kunstwelt hinein

Jonathan Meese wurde am 23. Januar 1970 als drittes Kind des Waliser Bankiers Reginald Selby Meese und dessen deutscher Frau Brigitte Renate Meese in Tokio geboren. Während der Vater bis zu seinem Tod in Japan lebte, kehrte die Mutter mit ihren Kindern Mitte der 1970er-Jahre nach Deutschland zurück und bezog eine Wohnung in Hamburg. Jonathan Meese, der bis dahin nur Englisch gesprochen hatte und kaum ein Wort Deutsch verstand, hatte zunächst erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, galt außerdem als »Spätentwickler«. Nach einem desaströs gescheiterten Kurzversuch eines Studiums der Volkswirtschaft wandte sich Meese mit 22 Jahren der Kunst zu, wünschte sich Stifte und Block zu seinem Geburtstag und belegte Kurse im Radieren und Zeichnen. Sein Kunststudium bei Franz Erhard Walther an der Kunsthochschule in Hamburg brach Meese zwar ohne Abschluss ab, auf Vermittlung des Malers Daniel Richter erhielt er jedoch trotzdem einen Vertrag bei den Galeristen Bruno Bunnet und Nicole Hackert. Seine erste Einzelausstellung eröffnete der junge Künstler in der Galerie Buchholz in Köln, er nannte sie »Glockengeschrei nach Deutz«.

Jonathan Meese setzte schon früh auf Provokation

Jonathan Meese erreichte erstmals 1998 auf der Biennale Berlin eine breitere Öffentlichkeit und zog mit seiner radikalen Kunst gleich internationale Aufmerksamkeit auf sich. Er präsentierte eine Installation mit dem provokanten Titel »Ahoi der Angst«, die als Thema den Marquis de Sade hatte und die Besucher mit Fotocollagen von Klaus Kinski, Rainer Werner Fassbinder, Nina Hagen und Oscar Wilde konfrontierte, dazu gab es wahlweise Musik, Gedichte von Rolf Dieter Brinkmann oder eine Videosichtung des Films Caligula. Ein Sammelsurium umstrittener Elemente, die den Künstler auch später begleiten und sich für seine weitere Karriere als programmatisch erweisen sollten. Dass die Presse im In- und Ausland diese denkwürdige Premiere reichlich kommentierte und analysierte, passte nur zu gut in das Selbstverständnis des egozentrischen Künstlers, der sich fortan über Einladungen aus der Schweiz, Österreich, England und Frankreich freuen durfte.

Jonathan Meese liebt das Spiel mit dunklen Symbolen

Jonathan Meese vertritt die Ansicht, Kunst müsse alles dürfen – und um die Grenzen des Möglichen umfassend auszuloten, spielt er gern mit belasteten Symbolen, zeigt bei seinen Performances auch einmal den in Deutschland und Österreich verbotenen Hitlergruß. Das sei schließlich nicht seine Meinung, sondern nur Kunst – und Kunst dürfe eben alles, sagt der Künstler dazu. Den Begriff der Diktatur sieht er im Kontext der Kunst sogar positiv. Diese »Diktatur der Kunst« sei dann aber eine Herrschaft der Liebe, Schönheit und Demut – wobei gerade die letztgenannte Eigenschaft Meese von seinen Kritikern durchaus abgesprochen wird. Jonathan Meese selbst macht keinen Hehl aus seinem elitären Kunstverständnis, das alles Gebrauchsfähige, Gefällige ablehnt und nur die sich selbst genügende Kunst als würdig betrachtet.