Ludwig Meidner - Kunststudien in Breslau, Berlin und Paris
Ludwig Meidner wurde am 18. April 1884 im schlesischen Bernstadt an der Weide geboren. Seine Eltern, jüdische Textilhändler, wünschten sich für ihren Sohn ein Architekturstudium, auf das sich Ludwig Meidner von 1901 bis 1903 mit einer Maurerlehre vorbereitete. Die Begeisterung für die Kunst war aber so groß, dass Meidner die ungeliebte Ausbildung schließlich abbrach und stattdessen die Königliche Kunstschule Breslau besuchte. Auch hier hielt es ihn nicht bis zum Ende, 1903 zog er nach Berlin, wo er Radierunterricht bei Herrmann Struck nahm. Seinen Lebensunterhalt sicherte er in dieser Zeit als Modezeichner in dem Atelier Wulf-Schwertfeger. Im Jahr 1906 konnte Ludwig Meidner erste Bilder und Zeichnungen verkaufen. Dabei entwickelte er ein immer stärkeres Interesse am Impressionismus, das ihn, begünstigt durch die finanzielle Unterstützung einiger wohlmeinender Verwandter, kurz darauf nach Paris führte. Dort studierte er an der Académie Julian und nahm zusätzlichen Unterricht im Atelier Cormon. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dem Werk von Edouard Manet, Vincent van Gogh und Paul Cézanne; gleichzeitig entwickelte sich eine Freundschaft mit dem italienischen Bildhauer, Maler und Zeichner Amedeo Modigliani.
Expressionistische Apokalypsen und Großstadtszenerien
1907 kehrte Ludwig Meidner nach Berlin zurück. Zwar wurde er vom Militärdienst vorläufig befreit, seine künstlerische Karriere kam aber nur langsam voran und er erlebte entbehrungsreiche Jahre. Der Versuch, in Kattowitz eine eigene Kunstschule zu betreiben, misslang; seinen Gemälden wurde nur spärlicher Erfolg zuteil. Eine erste Besserung trat ein, als Ludwig Meidner im Spätjahr 1911 aufgrund einer positiven Beurteilung von Max Beckmann ein Stipendium erhielt. Künstlerisch kreiste Meidners Werk in dieser Zeit eng um das Thema Großstadt, deren hektischen Lebensalltag er mit viel Dynamik in expressivem Stil festhielt und dabei auch Spuren von Futurismus und Kubismus erkennen ließ. 1912 konnte er mit der Künstlergruppe »Die Pathetiker« seine erste Ausstellung in Herwarth Waldens Galerie »Der Sturm« feiern, mit seinen wilden apokalyptischen Darstellungen verschaffte er sich bald großen Respekt und den Ruf, der »expressionistischste aller Expressionisten« zu sein.
Hinwendung zur jüdisch-christlichen Mystik, Erfolge als Dichter
Nachdem er bereits 1913 die in Deutschland vorherrschende Kriegseuphorie in dunklen Bildern kritisiert hatte, musste Ludwig Meidner von 1916 bis 1918 selbst am Ersten Weltkrieg teilnehmen, wenn auch nur als Dolmetscher. Der Kriegstod seines Freundes Ernst Wilhelm Lotz, mit dem er sich für kurze Zeit ein Wohnatelier geteilt hatte, belastete ihn schwer. Nach dem Krieg wandte sich Meidner verstärkt seinen jüdischen Wurzeln zu, was sich in zahlreichen Darstellungen biblischer Szenen niederschlug. Während der Weimarer Republik porträtierte er zudem viele Größen der Zeit, darunter Johannes Baader, Eugen Klöpfer, Lotte Lenya und den Rabbiner Leo Baeck, der auch die Eheschließung des Künstlers mit der Kunstschülerin Else Meyer durchführte. Im Dritten Reich galt Meidners Kunst als verfemt und er selbst wurde zudem seiner jüdischen Abstammung wegen verfolgt. Mit seiner Frau floh er darum nach London. Trotz aller Mühen gelang es Ludwig Meidner nicht, als Künstler in der Fremde Fuß zu fassen, weshalb er letztlich 1957 wieder nach Deutschland zurückkehrte, wo ihm Hanna Bekker vom Rath ein Atelier in Hofheim am Taunus vermittelte.
Ludwig Meidner starb am 14. Mai 1966 in Darmstadt.
Ludwig Meidner - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: