Constantin Meunier - Der lange Weg zur Bildhauerkunst
Constantin Meunier wurde am 12. April 1831 in Etterbeek bei Brüssel geboren. Der Sohn eines einfachen Beamten lernte die Kunst der Bildhauerei bei Louis Jehotte und vor allem bei Charles Auguste Fraikin, dem er drei Jahre lang als Gehilfe zur Hand ging. Zeitweilig unternahm Constantin Meunier einen Ausflug in die Malerei und arbeitete im Jahr 1853 im Atelier des neoklassischen Malers und Kunstpädagogen François-Joseph Navez. Künstlerisch fühlte er sich seinen avantgardistischen Landsmännern verbunden; mit den befreundeten Malern Charles de Groux und Félicien Rops sowie weiteren Gleichgesinnten gründete er in Brüssel die Société Libre des Beaux-Arts. Zunächst waren es vor allem religiöse Themen, die ihn beschäftigten, aber mehr und mehr fühlte er sich zu der Welt der Arbeit hingezogen. Das bedeutete gleichzeitig eine Rückkehr zur Plastik, denn in Constantin Meunier verfestigte sich die Überzeugung, dass er seinem neuen Sujet nur mit bildhauerischen Mitteln wirklich gerecht werden könnte.
Der Künstler als Anwalt der Arbeiter
Constantin Meunier nahm seine neu verspürte Berufung sehr ernst und betrieb im Jahr 1878 intensive Recherchen vor Ort, um die wachsende Welt der Industrie aus erster Hand kennenzulernen. Er besuchte das Walzwerk von Régissa, die Cockerill-Fabrik von Seraing und die Kristallglasmanufaktur von Val-Saint-Lambert. Er unterhielt sich mit den Arbeitern und ließ sich ausführlich die schweren Bedingungen ihres Alltags schildern. Was er sah und hörte, beeindruckte ihn tief, und er wollte mit seiner Kunst dazu beitragen, die »unglücklichen Arbeiter« aus dem »Abgrund von Entbehrung und Leiden« herauszuholen – so jedenfalls teilte er es seinen Künstlerfreunden in Brüssel mit. Um sein Ziel zu erreichen, ging Constantin Meunier einen überraschenden Weg: Nicht die Mühsal, nicht das Leid stellte er in den Mittelpunkt seiner bildnerischen Arbeiten, sondern die Stärke und die Leistung des einzelnen Lastenträgers. Frei von jeder Heroisierung setzte er der Arbeiterklasse ein Denkmal, das ihr Respekt und Anerkennung zollt. Sein berühmtestes Werk, »Der Lastträger«, die Darstellung eines Antwerpener Hafenarbeiters, entstand in diesem Geist.
Große Erfolge und Auszeichnungen
Constantin Meunier war einer der ersten Bildhauer, der die Darstellung arbeitender Menschen idealisierte. Neben ihm widmete sich der österreichisch-ungarische Bildhauer Alfonso Canciani diesem Sujet. Die Rezeption seiner Kunst fiel zunehmend freundlich aus: Nach seiner Teilnahme an einer Ausstellung im Salon in Gent konnte er 1896 seine Kunstwerke mit großem Erfolg in Paris präsentieren. Mit seinem Künstlerfreund Henry van de Velde nahm Constantin Meunier an der Internationalen Kunstaustellung in Dresden teil und stieß auf ein begeistertes Echo. Von 1887 bis 1996 hielt er überdies eine Professur an der Académie Louvain inne. Auf der Weltausstellung wurde sein Beitrag mit einem Großen Preis bedacht. In Zusammenarbeit mit Alexander Charpentier sollte Constantin Meunier ein Zola-Denkmal für Paris verwirklichen, aber er konnte dieses prestigeträchtige Werk nicht mehr zu Lebzeiten vollenden.
Constantin Meunier starb am 4. April 1905 in seiner Geburts- und Heimatstadt Brüssel. 1989 wurde der Asteroid (10079) Meunier nach ihm benannt.
Constantin Meunier - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: