Joel Meyerowitz - Robert Frank brachte Joel Meyerowitz zur Fotografie
Joel Meyerowitz wurde am 6. März 1938 in New York geboren, wo er in den Straßen der Bronx aufwuchs, ein Umfeld, dass sein späteres Interesse an Straßenszenen wohl nachhaltig beförderte. Er studierte Kunst, Kunstgeschichte und medizinische Illustration an der Ohio State University. Sein ursprünglicher Berufsweg führte ihn in eine Werbeagentur, wo er in leitender Funktion tätig war, als er 1962 mit dem aus der Schweiz stammenden amerikanischen Fotokünstler Robert Frank in Kontakt kam. Dessen Arbeit beeindruckte Joel Meyerowitz so stark, dass er seine bisherige Stelle kündigte und eine Laufbahn als Fotograf anstrebte. Zeitgleich mit großen Namen wie Diane Arbus, Lee Friedlander, Tod Papageorge, Tony Ray-Jones und Gary Winogrand streifte er durch die Straßen der Millionenmetropole New York und fotografierte mit einer 35-Millimeter-Kamera und in Schwarz-Weiß, was ihm beachtenswert schien. Seine wichtigste Inspiration waren neben Robert Frank vor allem Henri Cartier-Bresson und Eugène Atget. Sein Debüt als Genrefotograf fand schnell Beifall, und Joel Meyerowitz wusste, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
Mutig und konsequent: Der Schritt zur Farbfotografie
Joel Meyerowitz experimentierte eine Zeitlang mit dem Wechsel von Schwarzweiß- und Farbfotografie, ehe er sich in den 1960er Jahren endgültig für das Fotografieren in Farbe entschied. Er gehörte zu den ersten ernstzunehmenden Künstlern, die diesen Schritt wagten – zuvor war die Farbfotografie als Werbemittel verpönt, während man die hohe Kunst an der monochromen Darstellung festmachte. Joel Meyerowitz hatte sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, sondern seine Neuausrichtung mit Bedacht vollzogen: Für ihn bot die Farbfotografie ein Mehr an Möglichkeiten, bislang unsichtbar gebliebene Nuancen auszuloten und abzubilden. Besonderes Aufsehen erregte er mit einer Serie von Bildern, die er aus einem fahrenden Auto heraus aufnahm. Das Projekt From a moving car brachte ihm 1968 seine erste Einzelausstellung im renommierten Museum of Modern Art in New York ein.
Kunst und Künstler werden mit den Jahren reifer
Joel Meyerowitz gesteht freimütig ein, dass sich seine Einstellung zur Fotografie als Kunst über den Lauf der Jahre geändert hat. Als junger Künstler sei er dogmatischer, missionarischer gewesen, ein Maler mit der Kamera, der unbedingt seine eigene Bildersprache formen und darstellen wollte. In Sonderheit seine Arbeit auf dem Ground Zero habe ihn diesbezüglich verändert, erklärt der Künstler, in diesem Augenblick habe er einfach Historisches festhalten und kein bewusst komponiertes Kunstwerk schaffen wollen. Ungeachtet dieser Selbsteinschätzung besitzen die Bilder der Serie Aftermath, in denen Meyerowitz das Ausmaß der Zerstörung dokumentiert, eine hohe künstlerische Reife. Die Entwicklung zur Digitalfotografie sieht Meyerowitz durchaus positiv. Für ihn als Fotograf bedeute das ein Mehr an Kontrolle und vor allem den Wegfall der als quälend empfundenen Wartezeiten auf die Entwicklung eines Abzugs. Eine bemerkenswerte Aussage, wenn man bedenkt, dass Meyerowitz zu Beginn seiner Karriere bewusst auf die Langzeitbelichtung als künstlerisches Stilmittel setzte. Aus diesen frühen Bildern ist einst sein erstes Buch Cape Light hervorgegangen, das als Meilenstein der Fotografie gefeiert wurde.
Joel Meyerowitz verantwortet heute das Bildarchiv des zerstörten World Trade Centers.
Joel Meyerowitz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: