Giorgio Morandi scherte sich nicht um Inhalte, allein Farbe und Form waren ihm wichtig. Der italienische Maler und Grafiker wollte mit seiner Kunst nichts aussagen, sondern einfach nur malen; dabei bewegte er sich mit großer Souveränität außerhalb aller Strömungen und schuf seinen eigenen Stil.
(...) WeiterlesenGiorgio Morandi - Frühe Begeisterung für moderne Kunst, Paul Cézanne als Vorbild
Giorgio Morandi wurde am 20. Juli 1890 in Bologna geboren. Zunächst sah es so aus, als würde er seinem Vater, einem Kaufmann, in dessen Geschäft nachfolgen, aber die Mitarbeit im väterlichen Büro befriedigte den jungen Mann nicht; sein Interesse galt schon früh der Kunst. Also finanzierte der Vater seinem kunstbegeisterten Sohn ein mehrjähriges Studium an der Accademia di belle arti di Bologna, und Giorgio Morandi sog begeistert alles auf, was ihm an Wissen geboten wurde. Schnell kristallisierte sich die moderne Kunst als besondere Leidenschaft heraus, in Sonderheit der französische Meister und Neudeuter des Impressionismus, Paul Cézanne, wurde zum bewunderten Idol des angehenden Malers. Seine lose Beschäftigung mit dem Futurismus brachte ihn in Kontakt mit Carlo Carrá und Umberto Boccioni, was schließlich zu seiner Teilnahme an einer futuristischen Ausstellung in Rom führte. Auch der Kubismus von Georges Braques und Pablo Picasso beeinflusste die künstlerische Entwicklung von Giorgio Morandi, ebenso die Werke von Henri Rousseau und die Kunst der »pittura metafisca«.
Bewusste Reduktion der Formen und Farben
Giorgio Morandi beschränkte sich schon früh hauptsächlich auf Stillleben, nur gelegentlich malte er auch ein paar Landschaften. Ganz bewusst entschied er sich für eine harmonische, zarte Farbpalette, die vorwiegend aus Rosa, Gelb, Grau-Blau und Ocker bestand. Im Zusammenspiel mit der schlichten, sich wiederholenden Motivwahl, die nur wenige einfache Gefäße umfasste, entstanden kontemplative Bildnisse, die ausschließlich durch den geschickten Kontrast von hellen und dunklen Flächen eine gewisse Tiefe erreichten. Im Laufe seines Lebens reduzierte Giorgio Morandi die Details seiner Darstellungen immer mehr, bis überwiegend geometrische Formen übrigblieben. Gerade durch diese Selbstbeschränkung erreichte er mit seinen Werken eine besondere Sinnlichkeit, die den als malerischen Asketen geltenden Künstler bald weltberühmt machte. Auch mit seinen Radierungen erregte Morandi Aufmerksamkeit, war gefeierter Gast auf zahlreichen Ausstellungen und hielt zeitweilig einen Lehrstuhl an seiner alten Universität in Bologna inne.
Politisch uninteressiert, die Malerei als Lebensmittelpunkt
Giorgio Morandi blieb zeitlebens unverheiratet und lebte bis zu seinem Tod mit seinen Schwestern in der Via Fondazza in Bologna, wo er sein Wohnzimmer auch als Atelier nutzte. Als er infolge seines starken Tabakkonsums an Lungenkrebs erkrankte, verbrachte er die Sommer im nahen Grizzana, wo er zahlreiche Landschaftsbilder malte. Nur ein einziges Mal reiste Giorgio Morandi ins Ausland: 1956 besuchte er für eine Gemeinschaftsausstellung mit Gabriele Manzù Winterthur. Bei dieser Gelegenheit sah er auch das Basler Kunstmuseum, das Züricher Kunsthaus und die Sammlung Oskar Reinhart. Giorgio Morandi starb am 18. Juni 1964 in seiner Geburtsstadt Bologna. Nach seinem Tod wurden gelegentlich kritische Stimmen laut, die in ihm einen stillen Mitläufer von Benito Mussolini sehen wollten. Zwar hatte sich Morandi 1938 an einer Ausstellung der Futuristen auf der Biennale von Venedig beteiligt, die von den italienischen Faschisten propagandistisch missbraucht worden war, aber es deutet viel darauf hin, dass der an Politik gänzlich uninteressierte Maler von diesen unschönen Begleitumständen wenig mitbekommen hatte.
Giorgio Morandi - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: