Inge Morath - Förderung durch Ernst Haas, Arbeit für die Agentur Magnum
Inge Morath wurde am 27. Mai 1923 in Graz als Ingeborg Mörath geboren. Ihre Eltern, beide Naturwissenschaftler, zogen berufsbedingt in den 1930er-Jahren erst nach Darmstadt, dann nach Berlin. In Berlin arbeitete Inge Morath zunächst für ein Jahr in einem Kindergarten, ehe sie ihr Studium der Romanistik und Sprachwissenschaften begann. Unmittelbar nachdem sie ihr Staatsexamen abgelegt hatte, warf der Zweite Weltkrieg seine Schatten auf Inge Morath: Erst wurde sie für eine »kriegswichtige« Tätigkeit zwangsverpflichtet, dann musste sie infolge eines alliierten Bombenangriffs nach Österreich fliehen, wo sie in Salzburg und Wien Arbeit als Journalistin fand. Die umfassenden Sprachkenntnisse, die sie sich während der Reisen mit ihren Eltern angeeignet hatte, erwiesen sich jetzt als außerordentlich nützlich und brachten sie schließlich an der Seite von Ernst Haas nach Paris. Dort erstellte sie Texte für die bekannte Fotoagentur Magnum und entdeckte ihre Begabung und Faszination für die Fotografie.
Hohe Anerkennung als Reise- und Gesellschaftsfotografin
Inge Morath erlernte das fotografische Handwerk bei Ernst Haas und beschloss es mit einem Praktikum bei Simon Guttmann, dem berühmten Pionier des Fotojournalismus. 1955 erhielt sie als zweite Magnum-Fotografin neben Eve Arnold einen Vertrag; ihre frühen fotografischen Arbeiten zeigten deutlich den Einfluss des Magnum-Mitbegründers Henri Cartier-Bresson. Sie unternahm zahlreiche Reisen, auch in schwer zugängliche Länder, und dokumentierte mit der Kamera, was sie dabei sah: Menschen, Landschaften, Alltägliches. So entstanden zahlreiche faszinierende Aufnahmen aus damals exotischen Welten, die einen neuartigen Einblick in fremde Gesellschaften ermöglichten. Diese veröffentlichte Inge Morath in Form von großen Bildbänden, aber auch Reisereportagen und Ausstellungen. Ihre Arbeit fand weltweit hohe Anerkennung und verschaffte ihr Zugang zu den Spitzen der Gesellschaft. Sie porträtierte viele Künstler, darunter Jean Cocteau, Henry Moore und Marilyn Monroe, mit der sie eine nicht ganz spannungsfreie Beziehung verband: 1962 heiratete sie deren Ex-Mann, den Dramatiker Arthur Miller.
Inge Morath arbeitete mit zahlreichen Schriftstellern zusammen
Mit Arthur Miller, den sie bei den Dreharbeiten zu Misfits, Marilyn Monroes letztem Film, kennengelernt hatte, unternahmInge Morath weitere Reisen. An seiner Seite dokumentierte sie zahlreiche Bühnenproduktionen, die Miller inszenierte. Das Ehepaar hatte außerdem zwei Kinder, die Tochter Rebecca Miller, die sich einen Namen als Malerin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin machte, sowie den Sohn Daniel, der mit Down-Syndrom geboren wurde, was die Eltern lange Zeit geheim hielten. Um Aufträge brauchte sich Inge Morath nicht zu sorgen, viele künstlerisch ambitionierte Projekte entstanden auch in Zusammenarbeit mit namhaften Schriftstellern, darunter Dominique Aubier, Mary McCarthy oder Karl Markus Gauss.
Inge Morath starb am 30. Januar 2002 in New York kurz vor der Fertigstellung des Dokumentarfilms Grenzräume, mit dem die Filmemacherin Regina Strassegger die Karriere der Künstlerin würdigte. Ihre Geburtsstadt Graz ehrte sie mit einer Inge-Morath-Straße, auch Wien und Salzburg benannten eine Gasse bzw. einen Platz nach der berühmten Fotografin.
Inge Morath - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: