Bruce Nauman ist für viele Kenner der bedeutendste noch lebende Künstler, dem es wie keinem anderen gelungen ist, die passenden Bilder für eine sich immer schneller drehende Welt zu finden. Der US-amerikanische Konzeptvirtuose nutzt eine breite Palette an Materialien, um die Wahrnehmung seines Publikums an ihre Grenzen und darüber hinaus zu führen.



(...) WeiterlesenBruce Nauman liebt das Spiel mit den Sinnen
Bruce Nauman wurde am 6. Dezember 1941 in Fort Wayne, Indiana geboren. Ab 1960 studierte er Kunst, Mathematik und Physik an der University of Wisconsin und beschloss sein Studium mit dem Bachelor. Im Anschluss besuchte er in Davis die University of California und erwarb dort den Master-Titel in Kunst. Zeitweilig arbeitete er als Assistent für den Pop-Art-Künstler Wayne Thiebaud; ab 1966 erteilte er auch selbst Kunstunterricht am Art Institute in San Francisco. Zu dieser Zeit erkannte Bruce Nauman, dass seine künstlerische Berufung nicht in der Malerei lag und wandte sich intensiv anderen Bereichen zu. Seine unbändige Neugier und große Lust am Experimentieren führte ihn auf die Felder Bildhauerei, Film und Performance, die er bis heute rege bestellt und dabei erstaunliche Ergebnisse erzielt. Die Arbeiten von Bruce Nauman fallen immer wieder ganz unterschiedlich aus, großformatige und aufwendige Installation wechseln sich mit oft winzigen Zeichnungen ab. Wichtig ist dem Künstler das Spiel mit der Wahrnehmung, die er beeinflusst, überlistet, inspiriert und vor allem erprobt.



Drehende Köpfe und selbst gezeichnetes Daumenkino
Die große Karriere von Bruce Nauman begann nicht in den USA, sondern in Europa: Der Galerist Konrad Fischer entdeckte den Ausnahmekünstler, Harald Szeemann lud ihn 1969 zu der Ausstellung »When Attitudes Become Form« ein. Fünfmal nahm Bruce Nauman an der Documenta in Kassel teil, sein bislang letzter Auftritt im »Museum der 100 Tage« brachte 1992 die Installation »Anthro/Socio – Rinde Spinning« mit sich, die aus sechs Monitoren und drei Videoprojektionen bestand, auf denen sich der schnell drehend Kopf des Opernsängers Rinde Eckert mit dem hypnotischen Sprechgesang »Feed Me« und »Eat Me« an das irritierte Publikum wandte. Die einander überlagerten Tonspuren und der beinahe aggressive Ton des Sängers üben dabei einen faszinierenden Sog aus, dem man sich kaum entziehen kann. Aber nicht immer muss die Kunst Bruce Naumans so spektakulär sein: Oft sind es nur einfache Zeichnungen, die der Künstler aneinanderreiht, und die in der Zusammenschau eine fortlaufende Bewegung ergeben, eine Art Trickfilm, in dem sich beispielsweise zwei Zeigefinger aufeinander zu bewegen, wobei Nauman durch geschicktes Spiel mit der Perspektive den Blick eines schielenden Auges simuliert.
Die Kunst als Urgewalt und wuchtiger Niederschlag
Seine Kunst solle den Betrachter mit der Wucht eines Baseballschlägers treffen, gab Bruce Nauman einmal zu Protokoll. So gewaltig, so unmittelbar wünscht sich der Künstler ihre Wirkung. Meist gelingt ihm das spielend, mit provokanten Videoinstallationen wie »Clown Taking a Shit«, für die er 1988 Clowns auf der Toilette filmte. Seit 1989 lebt und arbeitet Bruce Nauman in Galisteo in New Mexico, wo er in aller Zurückgezogenheit seine Konzepte entwickelt und nur wenig mitbekommt von dem, was die Kritik rund um den Globus über ihn schreibt. Auf seiner Ranch schätzt er das Leben mit seinen Tieren, weil sie, wie er sagt, seinem Tag Struktur und Rhythmus verleihen. Manchmal filmt er sich selbst dabei, wie er auf der Ranch arbeitet, natürlich immer mit dem Auge des Künstlers und nie einfach nur zur Dokumentation eines profanen Vorgangs.
Bruce Nauman - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: