Jacopo Negretti, auch bekannt unter dem Namen Jacopo Palma il Vecchio (der Alte), nicht zu verwechseln mit seinem Großneffen Jacopo Palma il Giovane (der Jüngere), gehörte zu den wichtigsten Meistern der Venezianischen Schule während der italienischen Hochrenaissance.
(...) WeiterlesenJacopo Negretti - Die Sacra Conversazione als Hauptmotiv
Jacopo Negretti wurde um das Jahr 1480 herum in Serina Alta, heute Serina bei Bergamo, geboren. Über sein Leben ist kaum etwas bekannt, als Künstler hat er ab 1510 seine Spuren hinterlassen – in Venedig, wo sich der gesamte uns bekannte Teil seiner Laufbahn abspielte. Bei wem Jacopo Negretti die Grundlagen seiner Kunst erlernte, wissen wir nicht mit Gewissheit, aber in der Forschung wird angenommen, dass der ebenfalls aus Bergamo stammende Renaissance-Maler Andrea Previtali einer seiner Lehrer war. Gerade das dokumentierte Frühwerk von Jacopo Negretti weist eine gewisse Nähe zu Giovanni Bellini auf, der wiederum Previtali unterwiesen hat. Mit Bellini teilte Palma Vecchio auch sein bevorzugtes Hauptmotiv: die Sacra Conversazione, auch Santa Conversazione genannt, die »Heilige Unterhaltung« zwischen der Madonna und verschiedenen Heiligen. Möglicherweise hat Negretti auch selbst Unterricht bei Bellini genommen, dessen Darstellung der Sacra Conversazione in seinem Altarbild in San Zaccaria in Venedig als die klassische und ideale Ausführung dieses Themas in der Hochrenaissance gilt. Auch Giovanni Battista Cima und Vittore Carpaccio hinterließen ihre Spuren in Jacopo Negrettis Werk der frühen Jahre.
Blonde Frauenschönheit mit üppigen Proportionen
Jacopo Negretti näherte sich in seinem späteren Malstil seinen Altersgenossen Giorgione und Tizian an, die beide ebenfalls bei Giovanni Bellini studiert hatten, und bildete mit diesen die berühmteste Trias der venezianischen Malerei. Seine Bilder behandelten überwiegend religiöse Themen, häufig die erwähnte Sacra Conversazione für Kapellen und Paläste. Daneben malte Negretti auch Porträts. Gern stellte der Künstler Frauen dar, wobei er sein persönliches Schönheitsideal in Gestalt der blonden Venezianerin mit leicht üppigen Proportionen fand. Insbesondere während seiner dritten und letzten Schaffensperiode tauchte Palma Vecchio die in Lokalfarben gehaltenen Schönheiten in ein so zart geführtes Licht, dass die Dargestellten beinahe in ätherischem Flimmern zu verschwimmen scheinen. Keiner der venezianischen Meister kam Negretti darin gleich. Wer die wohlgestalten Damen waren, die Negretti immer wieder so meisterhaft ins Bild setzte, ist nicht bekannt.
Ein genialer Meister, aber kein origineller Schöpfer
Jacopo Negretti zeigte bei aller Meisterschaft seiner Malerei nie übermäßigen Einfallsreichtum und orientierte sich vorwiegend an großen Vorbildern, die er weiterführte, verfeinerte und perfektionierte. Einige seiner Posen übernahm er von Michelangelo, mitunter bewegte er sich auch in der Nähe des Manierismus. Erst in seiner letzten Schaffensphase fand er zu nahezu vollkommener künstlerischer Freiheit und Selbstständigkeit, wobei die Urteile der Forschung hier auseinandergehen – mitunter vertritt man auch die Ansicht, er habe gerade gegen Ende seiner Laufbahn an Kraft und Ausdruck verloren. Über seine Werkstatt ist wenig bekannt, aber möglicherweise unterrichtete er Bonifazio Pitati, der in seinem Werk unübersehbare Einflüsse von Palma Vecchio aufweist, was auch über Giovanni Busi gesagt werden kann. Als das Hauptwerk von Jacopo Negretti gilt sein Altarbild von Santa Maria Formosa in Venedig. Bedeutende seiner Werke finden sich heute außerhalb Venedigs in Berlin, Dresden, Rom und Wien.
Jacopo Negretti starb am 30. Juli 1528 in Venedig. Eines seiner unvollendet gebliebenen Werke wurde von Tizian fertiggestellt.
Jacopo Negretti - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: