Marcel Odenbach – Die Videokunst kommt nach Deutschland
Marcel Odenbach wurde am 7. Juli 1953 in Köln geboren. Von 1974 bis 1979 besuchte er die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und studierte dort Architektur, Semiotik und Kunstgeschichte. Bereits während seines Studiums betätigte er sich als Künstler, schuf seine ersten Performances und Installationen, die ihm bereits 1977 eine Einladung zur Documenta einbrachten. Aber Marcel Odenbach, gerade 24 Jahre alt, lehnte zunächst ab, ging dann aber doch nach Kassel, um seine Absage als Kunstprojekt zu inszenieren: Er verschenkte Zeichnungen mit dem Vermerk »Abgelegt« an die überraschten Besucher. Zeichnungen und Skizzen nutzte Marcel Odenbach zu Beginn seiner Karriere vor allem als Vorarbeiten für sein eigentliches Medium Video. Unzufrieden mit den Möglichkeiten des Fernsehens, bemühte sich der Künstler Jahrzehnte vor YouTube um eigene filmische Ausdrucksmöglichkeiten. In Ulrike Rosenbach und Klaus vom Bruch fand er zwei gleichgesinnte Geister, mit denen er die Produzentengruppe ATV ins Leben rief.
Komplexe Motive aus vielen Einzelbildern
Marcel Odenbach umfasst mit seinem Werk drei komplementäre Werkgruppen: Videofilme, Videoinstallationen und Collagezeichnungen. Die Collagetechnik kommt dabei bei nahezu allen Werken des Künstlers zum Einsatz. In Archiven und Magazinen findet er seine Versatzstücke, die er zu neuen Zusammenhängen verbindet – mitunter besteht ein großformatiges Werk aus Hunderten von Einzelbildern, die sich nur auf den ersten Blick zu einem klar umrissenen Motiv verbinden, aber bei genauerer Betrachtung ihre komplexe Bedeutungstiefe preisgeben. Mit Split Screen, Überblendungen, Überschneidungen und Verzögerungen entstehen auch aus Videobändern bewegte Collagen Seine Themen sind häufig in der deutschen Geschichte verortet: RAF-Terror, Nationalsozialismus, Wiedervereinigung, blicken aber auch über den Tellerrand auf die großen internationalen Themen Rassismus, Sklaverei und Kolonialisierung. Marcel Odenbach lebte eine Zeit lang in Ghana, wo er sich ausführlich mit den Auswirkungen des europäischen Kolonialismus in Afrika beschäftigte. Seine Arbeiten erstellt Marcel Odenbach in Handarbeit, ohne die Hilfe eines Computers. Ein Assistent steht ihm zur Seite, mehr Unterstützung lehnt der Künstler ab – er wolle keine Fabrik und beschäftige lieber sich selbst als seine Angestellten, sagt er.
Umfassende Ausstellungs- und Lehrtätigkeit
Marcel Odenbach nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil, darunter 1984 an der Gruppenausstellung Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf, 1987 an der Documenta 8 in Kassel und an verschiedenen Biennalen; er bespielte Einzelausstellungen in Wien, Nürnberg, Düsseldorf und Köln. Seit 1992 lehrte er als Professor an Hochschulen in Karlsruhe, Amsterdam, Kumasi, Köln und Düsseldorf. Für seine Kunst erhielt Marcel Odenbach Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Wolfgang-Hahn-Preis Köln im Jahr 2020. Sein Werk ist in zahlreichen öffentlichen Sammlungen zu finden, neben Deutschland (Kunstmuseum Bonn, Hamburger Kunsthalle ZKM Karlsruhe u. a.) auch in Frankreich (Centre Georges Pompidou, Musée National d'Art Moderne, Paris), Kanada (National Gallery of Canada), Liechtenstein (Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz) und in den Niederlanden.
Marcel Odenbach lebt und arbeitet in Köln und Berlin.
Marcel Odenbach - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: