Roman Opalka

Roman Opalka – Suche nach dem persönlichen künstlerischen Ausdruck

Roman Opalka wurde am 27. August 1931 in Hocquincourt in der nordfranzösischen Picardie als Sohn polnischer Einwanderer geboren. Im Alter von vier Jahren kehrte er mit seiner Familie nach Polen zurück, wurde während des Zweiten Weltkriegs aber nach Deutschland deportiert; nach der Befreiung durch US-amerikanische Truppen in der letzten Kriegsphase gelangte er 1946 wieder über Frankreich zurück nach Polen. 1947 ließ sich der 16-jährige Roman Opolka im niedersächsischen Walbrzych zum Lithografen ausbilden, 1949 schrieb er sich an der Hochschule für angewandte Kunst in Łódź ein und von 1951 bis 1956 besuchte er die Kunstakademie in Warschau. 1957 unternahm er seine erste Reise nach Paris. Einer seiner wichtigsten Lehrer war der polnische Maler Władysław Strzemiński, der ihn in die Grundlagen der zeitgenössischen Avantgarde einführte. Das Frühwerk des Künstlers, das zwischen den Jahren 1959 und 1963 entstand, zeigte mit seinen überwiegend abstrakt gehaltenen, monochrom weißen Gemälden Spuren der Suche von Roman Opalka nach der ihm entsprechenden Bildersprache.

Leinwand um Leinwand füllte er mit fortlaufenden Zahlen

Roman Opalka begann 1965 mit seinem Haupt- und Lebenswerk, das ihn bis zu seinem Tod fortlaufend beschäftigen sollte: » 1965 / 1 – ∞«. Bereits für das erste Bild dieses ungewöhnlichen und lebenslangen Kunstprojekts benötigte Opalka sieben Monate. Mit winzig kleiner weißer Schrift – er verwendete stets den kleinsten verfügbaren Pinsel – malte er Zahlenfolge um Zahlenfolge auf eine dunkle Leinwand, bis er diese vollständig gefüllt und die Zahl 35327 erreicht hatte. Gleich nahm sich Roman Opalka die nächste Leinwand vor, Leinwand um Leinwand füllte er, alle im selben Format: 196 Zentimeter in der Höhe, 135 Zentimeter in der Breite. Von Anfang an war dem Künstler klar, dass dieses Projekt kein definiertes Ende haben sollte, was er auch durch die Namensgebung zum Ausdruck brachte. Er verpfändete sein Leben für dieses epochale Werk – und wäre dennoch beinahe vorzeitig gescheitert. Die 400 Zahlen, die er jeden Tag malte, das monatelange konzentrierte Stehen, forderten ihren Tribut: Roman Opalka erlitt einen Zusammenbruch, setzte nach seiner Erholung seine Arbeit aber fort.

Die Zahlenkolonnen brachten Ruhm und Wohlstand

Roman Opalka erregte mit seinen Zahlenkolonnen bald große Aufmerksamkeit, bedeutende Museen wie das Museum of Modern Art kaufte seine Werke, er wurde zur Documenta eingeladen. Seine Arbeitsweise änderte sich über die Jahrzehnte nur wenig: einmal hellte er den Hintergrund immer weiter auf, um schließlich weiße Zahlen und weiße Leinwand verschmelzen zu lassen, dann setzte er seit 1968 ein Tonband ein, auf das er jede Zahl, die er malte, auch einsprach. Am Ende jedes Arbeitstages fertigte Opalka zudem ein fotografisches Selbstporträt an. Für seine Kunst erhielt Roman Opalka Preise und Auszeichnungen, darunter 1993 den Goslarer Kaiserring und 2002 den Gerhard-Altenbourg-Preis. Auch finanziell zahlte sich die Zahlenkunst aus: Auf dem Kunstmarkt wurden bis zu 1.200.000 US-Dollar wurden für Ölgemälde Roman Opalkas bezahlt. Während eines Urlaubs in Italien erkrankte der Künstler schwer und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.

Roman Opalka starb am 6. August 2011 in Rom.