Amédée Ozenfant war unzufrieden mit der Malweise seiner Zeit; er empfand sie zu überladen und ausgeschmückt. Also nahm der französische Maler die Dinge selbst in die Hand und gründete mit seinem Kollegen Charles-Edouard Jeanneret, bekannt als Le Corbusier, eine ganz neue Stilrichtung: den Purismus.
(...) WeiterlesenAmédée Ozenfant - Frühes Interesse an Kunst, Studienreisen durch Europa
Amédée Ozenfant wurde am 15. April 1886 in Saint-Quentin geboren. Er entstammte einer bürgerlichen Familie, besuchte ein Dominikanerkolleg in Saint-Sébastien und begann seine Laufbahn als Maler bereits im Alter von 14 Jahren mit Aquarellen und Pastellen. Im Jahr 1904 schrieb er sich in einen Zeichenkurs bei Jules-Alexandre Patrouillard Degrave an der Ecole Municipale de Dessin Quentin Delatour ein; 1905 übersiedelte er nach Paris, wo er sich bei Maurice Pillard Verneuil und Charles Cottet weiterbildete. 1907 fand man Amédée Ozenfant als Student an der Académie de La Palette in der Klasse von Jacques-Emile Blanche. Dort machte er die Bekanntschaft von Roger de La Fresnaye und André Dunoyer de Segonzac, mit denen er Freundschaft schloss. Bereits im Folgejahr konnte er seine erste Ausstellung im Salon de la Nationale in Paris abhalten; 1910 beteiligte er sich am Salon d'Automne und 1911 am Salon des Indépendants. Nach diesen ersten Erfolgen unternahm Amédée Ozenfant Studienreisen nach Russland, Belgien, Italien und in die Niederlande, immer bestrebt, neue Impulse zu sammeln.
Zusammenarbeit mit Le Corbusier, Geburt des Purismus
Amédée Ozenfant wollte sich nicht mit der Malerei begnügen, wie seine Lehrer sie ihm vermittelt hatten. Der junge Künstler machte sich Gedanken über das, was er tat, und wollte über das Malen hinaus einen Beitrag zum gesellschaftlichen Kunstverständnis leisten: Ozenfant gründete zu diesem Zweck die Zeitschrift L'Elan, die er bis 1917 herausgab, und begann, seine Thesen zum Purismus zu formulieren. Den Durchbruch für seine umfassende Stilsuche brachte die Bekanntschaft mit dem Schweizer Maler und Architekten Charles-Edouard Jeanneret, der sich später den Künstlernamen Le Corbusier beilegte. Die beiden Männer empfanden sich als Geistesverwandte und legten ihr Manifest zur Kunst in Buchform vor: Après le cubisme stellte den theoretischen Unterbau des Purismus da, der in der gemeinschaftlich herausgegebenen Zeitschrift L'Esprit Nouveau noch verfeinert wurde. Als es Mitte der 1920er-Jahre zu Differenzen zwischen den meinungsstarken Künstlern kam, trennten sich die Wege und die durchaus vielbeachtete Zeitschrift wurde eingestellt.
Leidenschaftlicher Lehrer und Missionar der Kunst
Amédée Ozenfant eröffnete 1924 gemeinsam mit Fernand Legér, Alexandra Exter und Marie Laurencin ein Atelier in Paris, war aber weit davon entfernt, sesshaft zu werden. Stattdessen zog es ihn 1936 nach London, wo er unter anderem Hamed Saeed, Leonora Carrington, Stella Snead und Sari Dienes mit seiner Doktrin vertraut machte. Zwei Jahre später befand sich Amédée Ozenfant in New York und scharte dort an der Ozenfant School of Fine Arts weitere Studenten um sich, darunter die kanadische Künstlerin Madeleine Laliberté. Das Lehren seiner Thesen war neben der Malerei selbst zur zweiten großen Leidenschaft von Amédée Ozenfant geworden. Mit Erich Mendelsohn und Hendrik Theo Wijdeveld hatte er bereits 1934 versucht, auch in seiner Heimat Frankreich eine Schule zu gründen und schon entsprechende Grundstücke erworben. Ein verheerender Waldbrand machte diese Absicht jedoch zunichte. Obwohl er zwischenzeitlich die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, kehrte der Künstler 1955 nach Frankreich zurück und verbrachte dort den Rest seines Lebens.
Amédée Ozenfant starb am 4. Mai 1966 in Cannes.
Amédée Ozenfant - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: