Otto Pankok

Otto Pankok - Abgebrochenes Studium, Weiterbildung als Autodidakt

Otto Pankok wurde am 6. Juni 1893 in Mühlheim an der Ruhr geboren. Nach dem Abitur begann der Arztsohn ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie und an der heutigen Bauhaus-Universität in Weimar, wo Fritz Mackensen und Albin Egger-Lienz seine Lehrer waren. Nach einigen Monaten brach er das Studium ab, um mit seinem Freund Carl Lohse nach Dötlingen zu ziehen. Dort bildete sich Otto Pankok autodidaktisch weiter. Eine zweimonatige Reise nach Paris führte ihn an die Academie de la grande Chaumière und an die Academie russe. Den Ersten Weltkrieg verbrachte der zum Militärdienst einberufene Pankok großenteils im Lazarett. Nach seiner Entlassung reiste er nach Ostfriesland und Berlin; 1919 ließ er sich schließlich in Düsseldorf nieder. Hier trat er der Künstlergruppe Das Junge Rheinland bei und pflegte eine enge und fruchtbare Künstlerfreundschaft mit Otto Dix, Adolf de Haer und Gert Wollheim. 1921 heiratete Otto Pankok die Journalistin und Verlegerin Hulda Droste. Das junge Ehepaar unternahm in den folgenden Jahren zahlreiche Reisen durch Deutschland und Europa.

Begeisterung für van Gogh und ein Blick in den Schatten

Als Kind begeisterte sich Otto Pankok vor allem für die düsteren Landschaften Rembrandts, später hatte es ihm Jean-François Millet mit seinen Bauernszenen angetan. Aber kein Künstler ergriff Otto Pankok so sehr wie Vincent van Gogh. Als er dessen Werke erstmals ansichtig wurde, erkundigte er sich sogleich nach der Adresse des niederländischen Meisters, nur um bestürzt erfahren zu müssen, dass dieser bereits vor zwanzig Jahren verstorben sei. Immer wieder widmete sich Otto Pankok dem einfachen Leben, zeigte mit seinen Kreide- und Kohlemalereien die kleinen Leute in ihrer ärmlichen Umgebung, vom Leben gezeichnete alte Männer und Frauen mit zerfurchten Gesichtern und die erschreckend ernsten Züge von Kindern, die früh erwachsen werden mussten. Dieses Interesse an den Randgruppen der Gesellschaft führte ihn schließlich noch über diese äußerste Grenze hinaus zu den wirklich Ausgestoßenen, den Sinti und Roma, die er vor den Toren seiner Heimatstadt Düsseldorf traf. Die wachsende Arbeitslosigkeit hatte die gesellschaftlichen Außenseiter besonders hart getroffen und in das Elend eines Hütten-Ghettos gezwungen. Diese »Zigeuner«, mit denen sich Pankok sehr befreundete, bildeten für ihn sein wichtigstes künstlerisches Sujet, das er immer wieder aufgriff und das ihn schließlich sogar zu politischem Engagement nötigte.

Als Künstler übernahm Pankok gesellschaftliche Verantwortung

Als die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme ihre Menschenjagd auf Juden sowie Sinti und Roma eröffneten, wollte Otto Pankok nicht tatenlos zusehen. Aus Protest schuf er den 60 Blätter umfassenden Werkezyklus »Die Passion«, für den ihm seine Sinti-Freunde Modell standen. Das Buch wurde ein Erfolg – und von den Nationalsozialisten verboten, ebenso wie die übrige Kunst Pankoks. Der Künstler ließ sich nicht beirren, musste sich aber nach einem Bombenangriff auf seine Wohnung in die Eifel zurückziehen, wo er seinem Freund Mathias Barz und dessen jüdischer Ehefrau Zuflucht bot. Auch nach dem Krieg schwieg Pankok nicht. Der inzwischen zum Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufene Künstler protestierte mit der Zeichnung »Christus zerbricht das Gewehr« gegen die Wiederbewaffnung der neu gegründeten Bundesrepublik. Kurz vor seinem Tod kritisierte er mit einer weiteren Zeichnung noch den Vietnamkrieg.

Otto Pankok starb am 20. Oktober 1966 in Wesel. Gemeinsam mit seiner Frau Hulda wurde ihm 2013 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« verliehen.