Pavlos

Pavlos – Paris wurde zum lebenslangen Sehnsuchtsort

Pavlos Dionysopoulos, geboren 1930 in Filiatra im südlichen Peloponnes, zog 1947 mit seiner Familie nach Athen, wo er von 1949 bis 1953 die Kunstakademie besuchte. Nach seinem Abschluss erlaubte ihm ein Stipendium des französischen Staats den ersehnten Studienaufenthalt in Paris. Dort setzte der 19-jährige Pavlos nicht nur seine Studien an der renommierten Académie de la Grande Chaumière am Montparnasse fort, sondern entwickelte auch eine große Liebe zur französischen Hauptstadt, die sein Leben entscheidend prägen sollte. Das Paris der 1950er Jahre stand im Zeichen des Neuen Realismus, der sich als Gegenbewegung zum Informel und zum Abstraktem Expressionismus entwickelt hatte. Zwar musste Pavlos 1955 zunächst nach Athen zurückkehren, wo er eine Zeit lang in der Werbung und am Theater arbeitete und so seinen Unterhalt verdiente, aber bereits im Jahr 1958 konnte er dank eines zweiten Stipendiums, das ihm diesmal der griechische Staat zugesprochen hatte, wieder nach Paris reisen und sich dort dauerhaft niederlassen.

Alltagsgegenstände aus farbigen Papierstreifen

Pavlos eröffnete im Jahr 1960 sein erstes Atelier in der Rue Vaugirard in Paris, womit er sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Jean Dubuffet befand, und wurde im darauffolgenden Jahrzehnt massiv von den Nouveaux Réalistes um deren Gründer Pierre Restany beeinflusst, den er 1963 im Salon des Réalités Nouvelles kennengelernt hatte. Neben Restany pflegte Pavlos auch fruchtbaren Umgang mit den Bildhauern César, Alberto Giacometti und Alexander Calder. Das führte dazu, dass er sich von der traditionellen Leinwandmalerei abwandte und stattdessen auf Assemblage und Collage setzte. Häufig zerschnitt er Poster in dünne Streifen, die er dann in bestimmter Gestalt auf seine Bilder klebte. So entstanden allerlei Objekte des Alltags (Flaschen, Kaffeekannen, Zuckerdosen und Tassen), die nur aus dünnen Papierstreifen in verschiedenen Farben bestanden. Die von Pavlos auf diese Weise nachgebildeten und verfremdeten Gegenstände erhielten eine beinahe organische Qualität, die den zur Selbstverständlichkeit gewordenen Umgang mit diesen Dingen des Alltags infrage stellte und zum Nachdenken darüber anregte.

Erfolgreiche Ausstellungstätigkeit in Europa

Pavlos konnte seine erste Einzelausstellung 1964 in der Pariser Galerie J bespielen, 1971 eröffnete er seine erste Soloausstellung im Goethe-Institut in Athen. Seither stellte er regelmäßig in Griechenland aus und vertrat sein Heimatland auch 1980 auf der Biennale in Venedig, bei der er den kompletten Pavillon verantwortete. Der Künstler, der seit seinen ersten Erfolgen in den 1960er Jahren nur noch unter seinem Vornamen auftrat, wurde zu einem der wichtigsten Vertreter der griechischen Kunst auf internationalem Parkett. Obwohl er seine größten Erfolge in Europa, namentlich in Frankreich, Italien, Deutschland und natürlich Griechenland feierte, weist seine Kunst auch transatlantische Bezüge auf: Immer wieder bezog er sich bei seinem Spiel mit den Alltagsgegenständen auch auf die amerikanische Pop Art und deren Ikone Andy Warhol, dem er sogar eine künstlerische Hommage widmete. Gleichzeitig wagte er die kritische Frage nach der Einzigartigkeit eines Kunstwerks im Zeitalter der immer einfacher möglichen Reproduzierbarkeit.

Pavlos starb 2019.