Yan Pei-Ming

Yan Pei-Ming - Malen zu Ehren des Revolutionsführers

Yan Pei-Ming wurde am 1. Dezember 1960 in Shanghai geboren. Seine Kindheit wurde geprägt und überschattet von der großen Kulturrevolution in China und ihren blutigen Morden. Ablenkung und Erfüllung fand Yan Pei-Ming schon früh in der bildenden Kunst; bereits im Alter von 13 Jahren begann er zu zeichnen und zu malen. Sein Talent wurde von seinen Lehrern in der Schule erkannt und in den Dienst der politischen Propaganda gestellt: Yan Pei-Ming musste Mao Zedong und die Rote Garde in das von den Machthabern gewünschte rechte Bild setzen. Trotz dieser zweifelhaften frühen Erfolge erwies sich der weitere Weg des jungen Künstlers zunächst als steinig: Der angestrebte Besuch der Kunstakademie in Shanghai scheiterte an Pei-Mings Sprachfehler, er stotterte. Ein Onkel in Paris bot Hilfe an, doch auch die Pariser Akademie wollte Yan Pei-Ming nicht aufnehmen. Während er seinen Unterhalt als Tellerwäscher in einem Restaurant verdiente, lernte er Französisch und bemühte sich um die Aufnahme an der École des Beaux-Arts in Dijon.

Weltweiter Ruhm durch Porträts und Paraphrasen

Yan Pei-Ming schloss sein Studium 1987 ab und begann im selben Jahr mit seinen großformatigen Porträts, die in steter Weiterentwicklung bis heute für sein Werk charakteristisch sind. Bevorzugtes Sujet war zunächst ein wohlvertrautes Motiv aus seiner Vergangenheit: Mao Zedong. Diese Bilder konnte Pei-Ming 1991 in seiner ersten Einzelausstellung im Centre Pompidou präsentieren. Porträts blieben für die nächsten Jahre das beherrschende Thema in der Kunst von Yan Pei-Ming. Zu Mao Zedong gesellten sich weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Bruce Lee, Barack Obama, Dominique de Villepin und der Papst. Für Päpste entwickelte Pei-Ming eine gewisse Faszination, die sich äußerte in einer wiederholten Aufnahme des Sujets und ihren Höhenpunkt fand in einer dreiteiligen Selbstdarstellung des Künstlers als Papst im Gebet, umgeben von Gläubigen in Alltagskleidung. Den Prominenten gegenüber stellte Pei-Ming oft Porträts der unteren Gesellschaftsschichten: Obdachlose, Prostituierte, Gefangene. In jüngerer Zeit entstanden vermehrt Neuinterpretationen klassischer Meisterwerke von Leonardo da Vinci, Diego Velázquez und Francisco de Goya.

Die Kunst besitzt ihre eigene Wahrheit

Yan Pei-Ming sieht seine Malerei als eine eigene Wahrheit, die weder falsch noch wahr ist. Er verquickt seine eigene Biografie mit Mythos und Politik und zieht so neue Interpretationslinien, die sich in einem faszinierenden Kontrast zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Antike und Moderne bewegen. Vergangenheit und Gegenwart befinden sich bei Pei-Ming in einem ständigen Dialog und verschmelzen zu einer neuen schöpferischen Hypothese. 2021 ermöglichte die Ausstellung Au nom du père, »Im Namen des Vaters«, im Museum Unterlinden in Colmar eine spannende Zeitreise durch das Leben und Schaffen des Künstlers. Yan Pei-Ming schlägt einen Bogen von seiner Kindheit bis hin zur Corona-Pandemie. »Im Namen des Vaters« spielt an auf die Prägung, die Yan Pei-Mings Leben insbesondere durch Vaterfiguren erhielt: einmal den biologischen Vater und dann den politischen Übervater des modernen Chinas – Mao Zedong.

Yan Pei-Ming lebt und arbeitet in Dijon und Paris.