Irving Penn

Irving Penn - Studium bei Alexei Brodowitsch, Förderung durch Alexander Liberman

Irving Penn wurde am 16. Juni 1917 in Plainfield, New Jersey geboren. Er war der älteste Sohn eines jüdischen Uhrmachers; sein jüngerer Bruder Arthur Penn machte sich später als Regisseur von Filmen wie Bonnie und Clyde oder Little Big Man einen Namen. Irving Penn selbst wäre eigentlich gern Maler geworden, besuchte die University of Arts in Philadelphia, wo er von 1934 bis 1938 Zeichnen, Malen, Grafik und Industriedesign bei Alexei Brodowitsch, der wie Irvings Eltern russische Wurzeln besaß. In dieser Zeit veröffentlichte Irving Penn einige seiner Zeichnungen in der Zeitschrift Harper's Bazaar, die unter der Leitung seines Lehrers Brodowitsch stand. Nach seinem Studium arbeitete Penn einige Jahre lang als Designer und pflegte die Fotografie lediglich als Liebhaberei. 1940 beerbte er Alexei Brodowitsch als künstlerischer Leiter der Luxus-Kaufhauskette Sasks Fifth Avenue, gab diese Stelle aber nach einem Jahr auf, um eine Fotoreise durch Mexiko und die USA zu unternehmen. Bei seiner Rückkehr bot ihm Alexander Liberman eine Stelle als Grafikdesigner bei der Zeitschrift Vogue an. Es war auch Liberman, der Penn dazu drängte, sich professionell der Fotografie zu widmen.

Fotografische Stillleben mit innovativer Technik, Einsatz im Krieg

Irving Penn ließ sich bei seinen ersten fotografischen Arbeiten für die Vogue stark vom Stil der Modefotografin Louise Dahl-Wolfe prägen. Dabei verleugnete er seine Wurzeln als Maler nicht und bewies mit dem Arrangement seiner Bilder großes künstlerisches Gespür. Zunächst waren es echte Stillleben, die er ganz nach Art der großen Maler wie Bartolomé Esteban Murillo oder Antonio González Velázquez komponierte. Neben der künstlerischen Seite interessierte sich Irving Penn auch sehr für den handwerklichen Aspekt der Fotografie, experimentierte mit Material und Technik und erreichte durch die Verwendung von Palladium und Platin eine sanftere Tonalität als sie gemeinhin bei Fotografien üblich war. Oft konnte er die benötigten Stoffe nicht im Handel finden und stellte sie daher selbst her – damit wurde die Fotografie bei Irving Penn zu einer Art Objektkunst. Während des Zweiten Weltkriegs fotografierte Penn für die US-Armee in Europa und Indien. Er dokumentierte einzelne Soldaten, die Behandlung der Verwundeten und den Alltag im Militärlager.

Der Fotograf, der seine Modelle in die Ecke drängte

Irving Penn heiratete 1950 das schwedische Supermodel Lisa Fonssagrives, das er zwei Jahre zuvor bei einem Fotoshooting kennengelernt hatte. 1957 entstand sein wohl berühmtestes Foto, das Porträt des spanischen Malers Pablo Picasso mit Hut und Umhang. Für dieses Bild musste Penn kurzerhand in die Villa des eigenwilligen Künstlers einbrechen, da ihm dieser entgegen der zuvor getroffenen Absprache nicht die Tür öffnen wollte. Als sich beide Männer schließlich gegenüberstanden, fing Penn mit seiner Kamera die ganze Anspannung ein, die der vorausgegangene Konflikt ausgelöst hatte. So entstand das berühmteste der sogenannten Corner Portraits, für die Penn die von ihm Porträtierten im wörtlichen Sinn in die Ecke zwängte und in dieser Enge Aufnahmen von besonderer Intensität schuf. Zu den eingezwängt Prominenten zählten neben Pablo Picasso auch Marcel Duchamp, Spencer Tracy, Igor Strawinsky, Martha Graham und Georgia O'Keefe. Zu Penns zahlreichen Auszeichnungen gehörte 1991 der renommierte Prix Nadar für sein Buch En passant.

Irving Penn starb am 7. Oktober 2009 in New York City.