Bernd Pfarr

Bernd Pfarr wurde am 11. November 1958 in Frankfurt am Main geboren. Das Malen und Zeichnen lag ihm früh im Blut, bereits als Kind begann er damit, seine Umgebung in kleinen Bildern festzuhalten. 1972 erschien seine erste eigene Comicgeschichte in einem Pfadfindermagazin – da war der junge Künstler gerade einmal 14 Jahre alt. Ganz folgerichtig begann er 1976 nach dem Abitur ein Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, 1978 gründete er gemeinsam mit Winfried Secker das Untergrund-Magazin Hinz & Kunz und begann mit der Arbeit für verschiedene Comic- und Satire-Zeitschriften. Cartoons von Bernd Pfarr erschienen ab dieser Zeit im Pardon-Magazin, dessen Nachfolger Titanic und im Kowalski-Magazin. Neben seinen Karikaturen und Cartoons schuf er auch großformatige Gemälde, deren Witz sich durch die beigegebenen Bildunterschriften erschloss. Seine Werke wurden auch zu Büchern zusammengefasst, 2003 veröffentlichte Bernd Pfarr mit Hans Zippert (*1957) den Bildband Wenn Tiere verreisen.

Bernd Pfarr schuf seine berühmteste Figur mit dem biederen Buchhalter Sondermann, der nach dem ersten Verleger des Satiremagazins Titanic Gerhard Sondermann (*1941/42) benannt war und 1987 zum ersten Mal in Erscheinung trat. 17 Jahre lang erschienen die Geschichten um Sondermann und seine eigenwillige Welt in der Titanic. Hier werden tote Fische gestreichelt, mit dem lieben Gott Tennis gespielt und mit Schnitzeln und Müllsäcken Yoga geübt; es gibt feige Superhelden, die mit einem Fön bewaffnet sind, Pinguine, die Dinosaurier sprengen und zahlreiche weitere Skurrilitäten, die jeden Rahmen und Horizont normaler Erwartungen sprengen. Seine Zeichnungen sollten merkwürdig sein, sagte der Künstler einmal, und das Merkwürdige ist in der Tat das Markenzeichen Sondermanns, der für viele Kenner der deutschen Comic- und Kulturszene als Kultfigur gilt.

Bernd Pfarr war neben seiner künstlerischen Tätigkeit ein begeisterter Sammler von Spielzeugautos, vor allem aus den Jahren 1920 bis 1935. Die Sammlung wurde von seiner Witwe Gabriele Roth-Pfarr als Dauerleihgabe an das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg übergeben. Für seine Comic-Kunst erhielt Bernd Pfarr Preise und Auszeichnungen, so wurde er 1998 mit dem Max-und-Moritz-Preis als bester deutscher Comic-Künstler gewürdigt. Obwohl mehr als zwei Jahrzehnte seines Lebens von einem harten Kampf gegen seine Krebserkrankung überschattet waren, hielt der Künstler bis zuletzt seinen Zeichenstift fest in der Hand. Dass er trotz seiner schwierigen persönlichen Lebensumstände seine Karikaturen und Cartoons mit so großer Leichtigkeit zu Papier und auf die Leinwand brachte, veranlasste Robert Gernhardt (1937–2006) zu der Feststellung, Bernd Pfarr habe die These widerlegt, nach der ein schweres Leben auch schwere Kunst hervorbringen müsse.

 

Bernd Pfarr starb am 6. Juli 2004 in Köln. Seither wird jedes Jahr am Geburtstag des Künstlers der Sondermann-Preis für Komische Kunst verliehen, bis 2012 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse.