Felix Samuel Pfefferkorn

Geburtsdatum/-ort

1945, Berlin

Todestag/-ort

seit 1980 verschollen

Felix Samuel Pfefferkorn wuchs ohne Eltern und Heimat auf; der deutsche Maler befand sich sein kurzes Leben lang auf der Suche nach sicheren Koordinaten, die ihm Festigkeit und Orientierung bieten sollten. Er fand sie immer nur zeitweilig in seiner Kunst, ehe er auf seiner Irrfahrt schließlich selbst verlorenging.

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Felix Samuel Pfefferkorn - Kindheit als Vollwaise, Schlüsselaufenthalt in Paris

Felix Samuel Pfefferkorn wurde im Januar 1945 im kriegserschütterten Berlin geboren. Weil seine Eltern bei einem Bombenangriff ihr Leben verloren, wuchs das Kind als Waise bei Freunden der Familie auf. 1959 riet ihm ein befreundeter Soldat der amerikanischen Besatzungsmacht zu einer Reise nach Paris, die Felix Samuel Pfefferkorn im Alter von gerade einmal 14 Jahren unternahm – um sich einen längeren Aufenthalt in der für ihn faszinierenden Stadt leisten zu können, nahm er verschiedene Gelegenheitsarbeiten an. Die Bekanntschaft mit der französischen Schauspielerin und Chansonsängerin Juliette Gréco sowie den Existenzialisten, die sie umschwärmten, beeinflusste den jungen Mann tief; die radikalen Gedanken von Jean-Paul Sartre, Albert Camus und anderen prägten das weitere Leben des angehenden Künstlers, der in Paris durch einen Zimmergenossen auch zum ersten Mal mit der Malerei in Berührung kam und in den Künstlerkreisen des Montmartre verkehrte. In seinem nur spärlich erhaltenen Frühwerk hielt sich Pfefferkorn an die avantgardistische Nouvelle École de Paris und zeigte Einflüsse namhafter französischer Informel-Künstler wie Jean René Bazaine, Georges Mathieu und Jean-Paul Riopelle.

Politisches Engagement und politische Malerei

Felix Samuel Pfefferkorn kehrte 1962 nach Deutschland zurück, fühlte sich aber in Berlin nicht heimisch und zog bald weiter nach Zürich, wo er seine Identitätssuche fortsetzte und einige Jahre mit einer Schriftstellerin zusammenlebte. Ende der 1960er Jahre entschloss sich Felix Samuel Pfefferkorn zu einem radikalen Neubeginn, brach alle bisherigen Bindungen ab und bewarb sich an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe um einen Studienplatz. Gleichzeitig vernichtete er den Großteil seines abstrakten Frühwerks und wandte sich der figurativen Malerei zu, als deren Hochburg in Deutschland zu dieser Zeit Karlsruhe galt. Diese Ausrichtung behielt Pfefferkorn auch bei, als seine Bewerbung abgelehnt wurde und er nach seiner Rückkehr nach Deutschland auf sich allein gestellt war. Die berüchtigten 1968er Jahre verbrachte er als Mitglied einer Kommune in Heidelberg; er traf Rudi Dutschke und engagierte sich politisch, ein Umstand, der sich auch auf die Motivwahl seiner Bilder auswirkte. In Konstanz gründete er die Künstlergruppe Roter Knopf. Die zunehmende Radikalisierung der Linken stieß den Pazifisten Pfefferkorn jedoch ab.

Mehrere umfangreiche Gemäldezyklen, spurloses Verschwinden

Felix Samuel Pfefferkorn beschäftigte sich rege mit dem Thema Deutschland, wobei in seinen Bildern, für die er vermenschlichte Kartoffeln und (Bundes-)Alder als Symbolgestalten für den Deutschen Michel, den Durchschnittsdeutschen, agieren ließ, zwar eine allgemeine Kapitalismuskritik, aber kein Bezug auf konkrete historische Ereignisse auszumachen ist. Ein Besuch im Zirkus Sarrasani inspirierte Felix Samuel Pfefferkorn zu einer Serie von Bildern mit Motiven aus dem Zirkusmilieu, in Sonderheit mit Akrobaten und wilden Tieren. Weitere Bilderzyklen widmeten sich den Sujets Bodensee, Liebespaare und Großstadtleben und vor allem dem weiblichen Akt. Den künstlerischen Aufstieg verdankte Felix Samuel Pfefferkorn zu einem guten Teil der Freundschaft mit einem Konstanzer Galeristen, der ihm auch dabei half, seine Drogenabhängigkeit, Überbleibsel seiner Zeit in der linken Kommune, zu überwinden. Die neu gewonnene Sicherheit brach über Nacht weg, als Pfefferkorns Freund und Förderer starb. Der Künstler entschloss sich noch einmal zu einem radikalen Bruch, verkaufte sein gesamtes Werk und plante mit dem Erlös eine Reise in die USA. Es ist ungewiss, ob er diese je angetreten hat: Felix Samuel Pfefferkorn gilt seit dem 1. Januar 1980 als verschollen.

© Kunsthaus Lempertz