Simone Pignoni gönnte sich bei der Wahl seiner Motive gewisse Eigenheiten und Freiheiten, die seine Zeitgenossen verstörten und die Nachwelt faszinieren. Dabei waren längst nicht alle seine Werke von strittiger Natur, und der italienische Meister des Barock konnte am Ende seines Lebens auf eine lange und erfolgreiche Laufbahn zurückblicken.
(...) WeiterlesenSimone Pignoni - Eine künstlerische Irrfahrt auf der Suche nach dem passenden Mentor
Simone Pignoni wurde am 17. April 1611 geboren. Zunächst besuchte er die Lateinschule, dann arbeitete er, dem Wunsch seines Vaters folgend, in der Buchbinderwerkstatt eines Verwandten. In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft und seine Begabung für die Wappenmalerei, womit er schließlich die Aufmerksamkeit von Domenico Cresti, genannt Il Passignano, erregte. Dieser vermittelte Simone Pignoni an seinen früheren Schüler Fabrizio Boschi, dessen Methoden dem eigensinnigen Pignoni aber nicht sonderlich zusagten, sodass er bald darauf zu Domenico Passignano wechselte, der die Ausbildung des jungen Talents dann entgegen seiner ursprünglichen Absicht selbst übernahm. Wirklich glücklich wurde Pignoni mit dem sehr akademisch und puritanisch eingestellten Domenico Cresti aber nicht, weshalb er schließlich bei Francesco Furini landete. Wenn man Furinis Biograf Filippo Baldinucci glauben darf, dann war Simone Pignoni von der Kunst seines letzten Lehrherrn so begeistert, dass er ihn fortan in nahezu skandalöser Weise nachzuahmen versuchte. Unter den Zeitgenossen waren sowohl Lehrer als auch Schüler in ihrer Motivwahl umstritten.
Francesco Furini war das einflussreichste Vorbild für Simone Pignoni
Unter den besonders umstrittenen Bildern von Simone Pignoni befindet sich ein Selbstporträt, bei dem er sich selbst vor der Leinwand stehend zeigt, wie er ein Skelett mithilfe von Pinselstrichen mit Fleisch bekleidet. Anstoß nahm man auch an seiner Vorliebe für üppige Damen. Antonio Francesco Gori, der respektierte Priester und Altertumsforscher urteilte in heiligem Zorn, Pignoni sei nichts weiter als ein Epigone von Francesco Furinis "liederlicher Einbildungskraft". Die Verwandtschaft ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen: Auch Furini pflegte eine morbide Fantasie und hegte eine kaum zu übersehende Vorliebe für entkleidete Damen. Andererseits malte er auch viele religiöse Motive und ließ sich in den 1630er Jahren zum Priester weihen. Sein Biograf Baldinucci behauptete gar, Furini habe als Geistlicher seinen früheren Leidenschaften entsagt und noch auf dem Sterbebett befohlen, sämtliche seiner Akte zu vernichten. Der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote ist ungewiss, ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob sich Simone Pignoni später mit ähnlichen Skrupeln plagte.
Erfolge mit konventionellen religiösen Motiven
Simone Pignoni betätigte sich keineswegs nur als unverbesserlicher Skandalmaler. Ähnlich wie sein Lehrer und Vorbild Furini wandte er sich in seinen späteren Jahren immer stärker der religiösen Malerei zu und schuf durchaus konventionelle Werke, die das Wohlgefallen seines Publikums fanden. Für einen Auftraggeber namens Camillo del Chiaro schuf er ein Bildnis der heiligen Agatha und eines der heiligen Lucia. Bei der heiligen Agatha zeigte er nicht etwa die makabre Szene, wie der römische Statthalter Quintianus ihr zur Strafe die Brüste amputieren lässt, sondern vielmehr die weitaus gefälligere Heilung der geschundenen Agatha durch den heiligen Petrus, der seine Salbe zwar auf dem wunden Busen auftragen darf, dies aber ohne die Darstellung peinlicher Details tun muss. Als Schüler ist Giovanni Camillo Sagrestani bezeugt, der ebenfalls eine Biografie über seinen eigensinnigen Lehrer verfasste.
Simone Pignoni starb am 16. Dezember 1698.
Simone Pignoni - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: