Bernardino Pinturicchio

Pinturicchio wurde um das Jahr 1452 als Bernardino di Betto (Benedetto) di Biagio in Perugia geboren. Über seine Ausbildung ist nur wenig bekannt, möglicherweise ging er Künstlern wie Benedetto Bonfigli (1420–1496) oder Fiorenzo di Lorenzo (1440–1522) in die Lehre. Der Künstlerbiograf Giorgio Vasari (1511–1574) gibt an, Pinturicchio habe im Atelier von Pietro Perugino (1446–1523) gearbeitet. Der Altersunterschied von nur vier Jahren macht es aber unwahrscheinlich, dass ein Lehrer-Schüler-Verhältnis bestand. Ein Meilenstein in Pinturicchios frühen Jahren war die Ausgestaltung der Sixtinischen Kapelle, bei der er mit einigen der größten Künstler seiner Zeit in Berührung kam, darunter Sandro Botticelli (1445–1510), Domenico Ghirlandaio (1448–1494) und Luca Signorelli (1444/45–1523). Sein Fresko Himmelfahrt Mariens, das seit 1481 die Altarwand der Sixtinischen Kapelle zierte, wurde allerdings 1535 zerstört, um Platz für eines der bedeutendsten Werke der italienischen Hochrenaissance zu machen: das Jüngste Gericht von Michelangelo.

Pinturicchio erhielt im Anschluss an seine prestigeträchtige Arbeit an der Sixtinischen Kapelle mehrere Aufträge von der angesehenen Adelsfamilie Della Rovere zur Ausschmückung des Palazzo dei Penitenzieri (heute Palazzo Della Rovere) sowie verschiedener Kirchen. Anders als die meisten anderen großen Renaissance-Maler war er auch nach Abschluss der Arbeiten an der Sixtinischen Kapelle in Rom geblieben und ein eigenes Atelier mit handverlesenen Mitarbeitern eröffnet. Mit seinem Künstlernamen Pinturicchio ›kleiner Maler‹ spielte er auf seinen geringen Wuchs an und signierte mehrere seiner Werke. Die Meister der perugianischen Renaissance-Schule weisen in ihrer Malweise große Gemeinsamkeiten auf, so dass die Werke Pinturicchios häufig mit Arbeiten von Perugino, Lo Spagna oder dem jungen Raffael verwechselt werden, weshalb die Signaturen ein wertvolles Hilfsmittel für die Identifikation sind. Wahrscheinlich sind aber noch immer viele Arbeiten Pinturicchios unbekannt, während andere im Lauf der Jahrhunderte zerstört wurden und für immer verloren gingen.

Pinturicchio wurde in seinem Schaffen auch von der florentinischen Kunst beeinflusst, so finden sich in seinem Werk Spuren von Künstlern wie Fra Angelico (1395/99–1455) und vor allem Benozzo Gozzoli (1420–1497), aber auch Filippino Lippi (1457–1504). Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern zeigte sich Pinturicchio auch großen und organisatorisch wie künstlerisch aufwendigen Projekten gewachsen, was er unter anderem mit der Ausschmückung der Bufalini-Kapelle in der Basilika Santa Maria in Aracoeli in Rom. Ein Höhepunkt in Pinturicchios Schaffen war das Appartamento Borgia im Vatikan, dessen sechs Räume er mit Fresken bestückte. Die Decke des Doms von Orvieto verzierte der Künstler mit Darstellungen der vier Evangelisten. Nach dem Tod seines Auftraggebers Papst Alexander VI. (Borgia) kehrte Pinturicchio in seine Heimat Umbrien zurück. Im Jahr 1504 gestaltete er ein Bodenmosaik für den Dom von Siena, das die Geschichte der Fortuna erzählte.

 

Pinturicchio starb am 11. Dezember 1513 in Siena.