Der Name klingt nach Renaissance und Western, aber der italienische Maler und Aktionskünstler Michelangelo Pistoletto schätzt weder malerischen Prunk noch kreative Schnellschüsse: Als einer der bedeutendsten Vertreter der Arte Povora sind es gerade die kleinen und alltäglichen Dinge, die er mit Bedacht und Esprit in neuen Kontext setzt und so dem Bedeutungslosen Bedeutung verleiht.
(...) WeiterlesenMichelangelo Pistoletto - Erste künstlerische Unterweisung durch den Vater
Michelangelo Pistoletto wurde am 23. Juni 1933 in Biella geboren. Schon als junger Mann arbeitete er von 1947 bis 1958 in der Turiner Restaurationswerkstatt seines Vaters und entdeckte dabei seine Neigung zur Kunst. Die ersten eigenen Werke entstanden in den 1950er-Jahren als Selbstporträts und diverse figurative Arbeiten. Schnell erregten diese frühen Arbeiten von Michelangelo Pistoletto die Aufmerksamkeit der Kunstwelt, bereits 1959 konnte er an der Biennale di San Marino teilnehmen, im Folgejahr erhielt er seiner Heimatstadt Turin seine erste Einzelausstellung in der »Galleria Galatea«.
Die Verschmelzung von Betrachter und Kunstwerk
In den frühen 1960er-Jahren benutzte Pistoletto für seine Arbeiten als frühes Markenzeichen häufig einen monochrom-metallischen Hintergrund. In seiner weiteren Entwicklung begann er damit, seine Malerei in Collagetechniken mit Fotografien auf spiegelnden Hintergründen zu kombinieren. Dabei dienten ihm Zerrspiegel mit konvexer oder konkaver Oberfläche als Grundlage, um den Betrachter entweder überlebensgroß oder winzig klein neben seinen möglichst realistisch gemalten Figuren erscheinen zu lassen. Hier zeigte sich schon das Bestreben von Michelangelo Pistoletto, seine Kunst mit ihrem Umfeld eins werden zu lassen und sich durch diese Verschmelzung dem von Künstlern aller Zeiten ersehnten Gesamtkunstwerk anzunähern. Einen weiteren Schritt in die gewünschte Richtung gelang ihm durch die Verwendung fotorealistischer Hintergründe, die er im Siebdruckverfahren auf polierte Stahlplatten druckte und damit die Illusion des Zusammenfallens von Bild und Wirklichkeit noch einmal steigerte. Die Konsequenz, mit der Michelangelo Pistoletto seinen künstlerischen Kurs verfolgte, blieb nicht unbeachtet: Mitte der 1960er-Jahre wurde die US-amerikanische Galeristin Ileana Sonnabend auf sein Werk aufmerksam und machte es einem größeren Publikum bekannt.
Reiche Anerkennung für arme Kunst
Schon bald erhielt Michelangelo Pistoletto Preise und Auszeichnungen für seine Arbeit, darunter den Hauptpreis der Biennale von São Paolo. Großen Beifall brachte ihm eine Serie von frühen plastischen Arbeiten ein, die »Oggetti in meno«. Zu zahlreichen Ausstellungen wurde der Künstler geladen, gleich viermal war ein gern gesehener Gast auf der »documenta« in Kassel. In den Mittelpunkt seines Schaffens rückte dabei die »Arte Povera«, die »arme Kunst«, die bewusst auf einfachste Mittel zurückgreift, um komplexe Zusammenhänge auszudrücken. Hier war Pistoletto in seinem Element und galt bald als einer der bedeutendsten Vertreter dieser besonderen Kunstrichtung, die erst im September 1967 in dem Kunstkritiker Germano Celant ihren Namensgeber gefunden hatte. Für die Installation »Venus in Lumpen (Venere degli stracci)« stellte Michelangelo Pistoletto die Kopie einer makellosen Aphrodite-Statue einem Berg alter Kleider gegenüber; diese Arbeit versinnbildlichte sehr prägnant die Idee der »Arte Povera« und rief ein gewaltiges Echo hervor. Für den Künstler bedeutete dieser Erfolg die endgültige Emanzipation von der Pop Art, die ihn anfänglich geprägt hatte; Michelangelo Pistoletto war jetzt ganz in der »armen Kunst« angekommen und bereicherte diese mit neuen Ideen, die er auch schriftlich veröffentlichte (»L'uomo nero«, 1970).
Michelangelo Pistoletto lebt und arbeitet seit 1990 in Turin.
Michelangelo Pistoletto - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: