Carlo Ponti

Carlo Ponti – Ein innovativer Tüftler macht seinen Weg

Carlo Ponti, geboren zwischen 1822 und 1824 in Sagno, einem kleinen Dorf im Schweizer Kanton Tessin, lernte die Grundlagen der Fotografie während seiner Tätigkeit als Assistent im Studio Cauchoix in Paris. 1852 zog er nach Venedig und eröffnete dort sein Geschäft, in dem er allerlei optische Geräte und Fotografien interessanter Architekturen von Venedig, Verona und Padua sowie Reproduktionen klassischer Kunstwerke zum Kauf anbot. Der Betrieb wurde aufgrund der hohen Qualität und Exklusivität der angebotenen optischen und fotografischen Instrumente schnell das erste Haus am Platz und Carlo Ponti selbst stieg im Jahr 1866 zum persönlichen Optiker und Fotografen von König Viktor Emanuel II. von Italien auf. Bekannt wurde Carlo Ponti vor allem durch seine neuartigen Panorama-Linsen, die eine detailreichere Art des Fotografierens im großen Format ermöglichten und dafür auch mit Preisen ausgezeichnet wurden. Insbesondere das von seinem Erfinder so benannte »Alethoskop« wird von Experten als Meilenstein auf dem Weg vom statischen Bild hin zur bewegten Filmaufnahme angesehen.

Langwieriger Rechtsstreit um eine Wunderlinse

Carlo Ponti arbeitete sehr erfolgreich mit angesehenen venezianischen Fotografen wie Domenico Bresolin, Antonnio Fortunato Perini und vor allem Carlo Naya zusammen. Sein fotografisches Repertoire, dessen Schwerpunkt zunächst auf der Darstellung von Architektur gelegen hatte, erweiterte er später um Porträts des urbanen Lebens, die einen lebendigen Einblick in die Kleidungsstile der verschiedenen sozialen Schichten dieser Zeit erlauben. Mit diesen Bildern begeisterte Ponti nicht nur die zahlreichen Touristen, die nach Venedig strömten, sondern auch den italienischen Mittelstand, der die Fotografien zum Anlass nahm, über seine eigene Position in der Gesellschaft zu reflektieren. Die zunächst fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Fotografen Naya zerbrach an einem Streit über die Rechte an dem gemeinschaftlich verfeinerten Alethoskop, was in der Folge zu einer langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzung führte, die Carlo Ponti nicht in dem gewünschten Maß für sich entscheiden konnte, so dass er schließlich seine eigene Variante des Alethoskops auf den Markt brachte, die aber weniger erfolgreich war als die von seinem ehemaligen Kompagnon Naya eingeführte Version. Trotz dieses Rückschlags konnte sich Carlo Ponti auf dem internationalen Markt mit Erfolg behaupten und unterhielt Zweigstellen seines Unternehmens in London, Berlin, Paris, San Francisco, Montreal und Philadelphia.

In den letzten Jahren schwand die Sehkraft

Obwohl Carlo Ponti sich ein Leben lang mit der Entwicklung und Verbesserung optischer Gerätschaften beschäftigt hatte, starb er am 16. November 1893 völlig erblindet in seiner Wahlheimat Venedig – eine bittere Ironie des Schicksals und vielleicht eine Folge seiner anspruchsvollen Experimente, die er trotz seines immer schlechter werdenden Sehvermögens bis zuletzt fortsetzte. Ein Teil seines Nachlasses, darunter sein ebenfalls selbstkonstruiertes Mégalethoskop, ist heute im Musée suisse de l'appareil photographique (Kameramuseum) in Vevey in der Schweiz zu sehen.