Nicolas Poussin

Nicolas Poussin - Ausbildung in Rouen und Paris, erste Erfolge in Rom

Nicolas Poussin wurde am 15. Juni 1594 in der Normandie geboren. Als Sohn eines verarmten Landadeligen wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf und musste sich weite Teile seiner Kunst autodidaktisch aneignen. Erste künstlerische Anregung verdankte er der Schule von Fontainebleau; mit Philippe de Champaigne arbeitete er 1662 in Paris an der Ausgestaltung des Palais du Luxembourg. Die Bekanntschaft mit dem Dichter Marino führte zu einem gesteigerten Interesse an den Motiven der griechen und römischen Mythologie, wobei Nicolas Poussin sich besonders für Ovid und seine Metamorphosen interessierte. In Rom arbeitete Poussin für Francesco Barberini, den Neffen und Kardinalnepoten Papst Urbans VIII., und lernte weitere bedeutende Künstler kennen, darunter die Maler Claude Lorrain und Jacques Stella sowie Joachim Sandrart, der auch schriftliche Zeugnisse über Nicolas Poussin hinterließ. Trotz dieser Bekanntschaften war es für Poussin nicht ganz einfach, in Rom Fuß zu fassen, da die meisten lukrativen Aufträge an bereits etablierte italienische Maler gingen – zu seinen Konkurrenten zählten Größen wie Pietro da Cortona und Guido Reni. Sein Altarbild Martyrium des Heiligen Erasmus fand zudem wenig Anklang, weshalb er sich auf kleinformatigere Werke beschränkte und damit Zugang zu privaten Sammlern fand, auch auf Vermittlung seines Freundes Cassiano dal Pozzo, dem Sekretär Kardinal Baberinis. 1631 wurde er Mitglied der Academia di San Luca, eine große Ehre, die ausländischen Künstlern nur selten wiederfuhr.

Mythologische Motive und religiöse Themen als Schwerpunkt

Nicolas Poussin musste 1641 gegen seinen Willen nach Paris zurückkehren – König Ludwig XIII. und der mächtige Kardinal Richelieu benötigten seine Dienste für die Ausgestaltung des Louvre und anderen künstlerischen Aufgaben am königlichen Hof. Poussin konnte sich mit dieser Rolle jedoch nicht anfreunden, befehdete sich mit seinen Kollegen und ging schließlich 1642 wieder nach Rom – diesmal für immer. Weil bald darauf Kardinal und König starben, war seinem Wirken in Italien nichts mehr in den Weg gelegt. Zunächst arbeitete er wieder vorrangig für einen kleinen Kreis ausgewählter Mäzene, der sich jedoch ständig vergrößerte. Der Tod von Papst Urban beraubte Poussins wichtigsten Förderer, Cassiano dal Pozzo, seiner Stellung, worauf der Künstler großenteils von den Aufträgen wohlhabender Franzosen abhängig war. In seiner alten Heimat wurde er von Ludwig XIV. zum »Ersten Maler Frankreichs« ernannt. In den letzten Jahren vor seinem Tod, in denen er neben seinen von jeher geschätzten mythologische Motiven auch zunehmend religiöse Themen behandelte, schuf er sein Meisterwerk Vier Jahreszeiten, das der Kunstkritik Raum für vielschichtige Interpretationen bot.

Nicolas Poussin war ein einzigartiger Vertreter seiner Epoche

Nicolas Poussin lässt sich aus kunstgeschichtlicher Sicht nur schwer einordnen. Obgleich er in der Blütezeit des römischen Barock wirkte und Rom ihm in jeder Hinsicht Heimat und Bezugsort war, unterschied sich seine Arbeit doch deutlich von der seiner Zeitgenossen. Poussin schuf so gut wie keine politische Propaganda und repräsentative Großwerke für Adel und Klerus, sondern widmete sich in erster Linie den ästhetischen Bedürfnissen privater Sammler. Charakteristisch für sein Werk ist zunächst die Verwendung leuchtender Primärfarben bei der Gestaltung von Gewandstoffen sowie sein akribisches Studium der schriftlichen Quellen seiner Zeit, zu denen ihm sein Freund und Förderer dal Pozzo verhalf. In den 1640er-Jahren bediente sich Nicolas Poussin einer kühleren Farbdarstellung, akzentuierte dafür Gesten und Mimik seiner Figuren deutlicher und arbeitete so geradezu politische Stellungnahmen heraus, gegen deren Vereinnahmung in Sonderheit durch den französischen Absolutismus der Künstler sich nach Kräften wehrte.

Nicolas Poussin starb am 19. November 1665 in Rom.