George Rickey brachte die Dinge in Bewegung, denn Bewegung war das zentrale Element des amerikanischen Bildhauers, der zu den bedeutendsten Vertretern der kinetischen Kunst gehörte und bei dem sich schöpferische Inspiration und technisches Verständnis auf einzigartige Weise vereinten.
(...) WeiterlesenGeorge Rickey - Inspiration durch David Smith und Alexander Calder
George Rickey wurde am 6. Juni 1907 in South Bend, Indiana als Sohn eines Ingenieurs geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im schottischen Helensburgh, wo er das Glenalmond College besuchte. Nach einem Studium der Geschichte bereiste George Rickey Europa und entschloss sich zu einem Kunststudium in Paris, das er 1930 abschloss. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete Rickey zeitweise als Lehrer und übte sich in seiner Freizeit als Porträtzeichner. 1942 trat er als Ingenieur in die US-Armee ein, nach seiner Entlassung studierte er in New York und Chicago einige weitere Semester Kunst. Im Anschluss nahm er wieder eine Lehrtätigkeit an verschiedenen Colleges auf, an der Indiana University lernte er den Bildhauer David Smith kennen, dessen Arbeit ihn nachhaltig beeindruckte. Der Keim für eine Karriere als Bildhauer war gelegt und gelangte zu einer ersten Entfaltung, als George Rickey, inspiriert durch die Kunst von Alexander Calder, im Jahr 1945 seine frühen Mobiles entwarf. Dabei motivierte ihn seine Faszination für die Bewegung, die er unter Berücksichtigung der Naturgesetze zu erreichen suchte und zu diesem Zweck bewusst auf den Einsatz von Hilfsmotoren, wie sie etwa Jean Tinguely nutzte, verzichtete.
Der Künstler als Techniker, die Bewegung als Kunstwerk
George Rickey wandte sich in den 1950er-Jahren endgültig der Bildhauerei zu, die er nicht nur als Künstler, sondern auch als Ingenieur ausübte. Denn es war nicht die statische Skulptur, der Rickey seine Schöpferkraft widmete, sondern die dynamische Bewegung, die er durch raffinierte technische Konstruktionen einfangen und sichtbar machen wollte. Dabei kam ihm das technische Verständnis, das ihm sein Vater schon früh vermittelt hatte, sehr zupass, stieß der Künstler Rickey doch immer wieder auf technische Schwierigkeiten, die nur der Ingenieur Rickey lösen konnte – ein Umstand, auf den der ganze Mensch George Rickey recht stolz war und auch nie zu betonen vergaß, dass dieses Talent in der Familie läge, denn schon sein Großvater sei Uhrmacher gewesen. Trotz seiner eigenen Kenntnisse arbeitete der Künstler für besonders umfangreiche Projekte auch mit externen Ingenieuren zusammen, wenngleich ihn das Ergebnis nicht immer zufriedenstellte, da es den angeworbenen Helfern bisweilen schwerfiel, den Visionen George Rickeys zu folgten.
George Rickey war auch als Kunsttheoretiker erfolgreich
George Rickey beobachtete die Bewegung in der Natur, studierte sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit – wenn es ihm opportun schien, dann hielt er seine Werke auch bei schneller Fahrt aus dem Auto in den Fahrtwind. Die gewonnenen Erkenntnisse verarbeitete er nicht nur praktisch, sondern auch in bedeutenden kunsttheoretischen Werken. Seine Abhandlung über Ursprünge und Evolution des Konstruktivismus gilt als Standardwerk. Rickey nahm dreimal an der Documenta in Kassel teil, war Mitglied der National Academy of Design und verkaufte auch zahlreiche Kunstwerke nach Deutschland, in Sonderheit Berlin, wo er sich aufgrund eines Stipendiums zwischen 1968 und 1969 ein Jahr lang aufgehalten hatte. Der öffentliche Protest gegen seine Skulptur Drei rotierende Quadrate führte zu der wiederkehrenden Ausstellung Skulptur Projekte in Münster.
George Rickey starb am 17. Juli 2002 in Saint Paul, Minnesota.
George Rickey - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: