Pipilotti Rist

Geburtsdatum/-ort

21. Juni 1962, Grabs, Schweiz

Über Geschmack lässt sich eigentlich nicht streiten, bei Pipilotti Rist ist die Versuchung dazu aber groß, denn die Schweizer Künstlerin zeigt in ihren kunterbunten Videowirbeln oft gerade körperliche Extreme, die für gewöhnlich gerne diskret übergangen werden.

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Pipilotti Rist - Ein frühes Faible für Pippi Langstrumpf und Videokunst

Pipilotti Rist wurde am 21. Juni 1962 als Elisabeth Charlotte Rist in Grabs in der Schweiz geboren. Ihren Spitznamen »Pipilotti« erhielt sie bereits in ihrer Kindheit, in der sie sich sehr für die von der schwedischen Schriftstellerin ersonnenen Mädchenfigur »Pippi Langstrumpf« begeisterte. Von 1982 bis 1986 studierte sie in Wien an der Hochschule für Angewandte Kunst Foto-, Illustrations- und Gebrauchsgrafik. Im Anschluss studierte sie zwei weitere Jahre in Basel an der Schule für Gestaltung Audiovisuelle Kommunikation – laut eigener Aussage mit dem Hintergedanken, auf diese Weise Zugang zu moderner Videotechnik zu erhalten. Nach ihrem Studium arbeitete Pipilotti Rist als Freelancerin und erstellte Computergrafiken für industrielle Videostudios. 1986 feierte sie ihre Premiere als Videokünstlerin mit dem Clip I'm Not The Girl Who Misses Much, in dem sie barbusig und singend vor der Kamera auf und ab hüpfte. Das Bild war dabei meist monochrom und durch starke Verfremdungseffekte verzerrt. Für den Titel variierte Pipilotti Rist eine Songzeile der Beatles.

Künstlerische Pornografie als feministisches Statement

Pipilotti Rist interessierte sich neben dem Medium Film auch stark für die Musik, von 1988 bis 1994 veröffentlichte sie als Mitglied der Musik- und Performance-Gruppe Les Reines Prochaines mehrere Platten. Ihren Durchbruch als Künstlerin feierte sie 1992 mit dem Film Pickelporno, in dem sie aus nächster Nähe die nackten Körper eines Paares zeigte. Die intensiven, wechselnden Farben sorgten für eine neuartige Seherfahrung und ließen die menschlichen Körperformen eigentümlich unvertraut und exotisch wirken. Durch die extreme Nahperspektive und die zunehmend psychedelischen Effekte wurde das anfängliche Narrativ der Szenenfolge bald in einen surrealistischen Bilderstrudel aufgelöst. Es sei ihr bei dem Film darum gegangen, sexuelle Gefühle sichtbar zu machen, erklärte die Künstlerin. Dem Thema Sexualität blieb sie auch weiterhin verbunden, vor allem im Kontext der Unterschiede der Geschlechter und dem Bild des weiblichen Körpers schlechthin. Bei ihrer Teilnahme an der Biennale von Venedig 1997 wurde Pipilotti Rist mit dem Premio 2000 ausgezeichnet.

Große internationale Erfolge, in der Schweiz kaum gefragt

Pipilotti Rist verglich ihre Leidenschaft für das Medium Video mit einer »kompakten Handtasche«: Von der Literatur bis zu Malerei und Musik sei einfach alles enthalten. Ihre Installation Ever is Over All, die eine junge Frau beim Einschlagen von Autofenstern zeigte und dabei von einer vorbeikommenden Polizistin nur freundlich gegrüßt wurde, wurde sogar vom New Yorker Museum of Modern Art erworben. Im Frühjahr 2000 wurde zwei Monate lang ihre aus 16 einminütigen Videos bestehende Serie Open My Glade auf dem Times Square in New York gezeigt. 2002 lehrte sie auf Vermittlung des Künstlers Paul McCarthy für ein Jahr in Los Angeles an der University of California. Immer wieder verwendete Pipilotti Rist für ihre Projekte den Namen Himalaya, den sie schließlich auch ihrem 2002 geborenen Sohn gab. Während Pipilotti Rist international große Erfolge feierte, mit Pepperminta ihren ersten Spielfilm vorlegte und 2009 selbst Gegenstand eines beinahe einstündigen Dokumentarfilms wurde, fiel das Echo in ihrem Heimatland Schweiz lange Zeit verhalten aus.

© Kunsthaus Lempertz