Jacopo Robusti, genannt Jacopo Tintoretto, gilt neben Tizian und Veronese als einer der bedeutendsten Maler der venezianischen Renaissance. Er malte vor allem im Stil des Manierismus, zu dessen prägenden Vertretern er gehörte.
(...) WeiterlesenJacopo Tintoretto blieb sein Leben lang in Venedig
Jacopo Tintoretto wurde wahrscheinlich am 29. September 1518 als Jacopo Robusti in Venedig geboren, andere Quellen nennen auch das Jahr 1519. Der eigentliche Familienname lautete Comin, den Ehrennamen Robusti erhielten Jacopos Vater und Onkel, weil sie das Stadttor von Padua in einem militärischen Konflikt heroisch verteidigt hatten. Seinen späteren Künstlernamen Il Tintoretto (»das Färberlein«) verdankte Jacopo Robusti hingegen dem Beruf seines Vaters, der das Handwerk eines Textilfärbers (italienisch tentoreto) ausübte. Jacopo Robusti hatte noch einen jüngeren Bruder, Domenico, mit dem er sein Leben lang verbunden blieb, und neunzehn weitere Geschwister, über die nichts weiter bekannt ist. Auch die Ausbildung des Künstlers bleibt weitgehend im Dunkeln; wahrscheinlich ging er mit Billigung und Unterstützung seines Vaters bei einem ansässigen venezianischen Maler in die Lehre, denn über seine Heimatstadt Venedig ist Jacopo Robusti nie weit hinausgekommen, abgesehen von einer nicht gesicherten Reise nach Rom im Jahr 1547/48. Seine Lehrmeister könnten Bonifazio Veronese, Andrea Schiavone und Paris Bordone gewesen sein, nach dem Künstlerbiografen Carlo Ridolfi sei Jacopo Robusti als Lehrling zu Tizian gekommen, von diesem allerdings aus Neid und Eifersucht bereits nach zehn Tagen wieder weggeschickt worden.
Tintoretto war ehrgeizig, hochbegabt und kompromisslos
Jacopo Tintoretto war zwar von kleiner Gestalt, besaß aber großen Ehrgeiz. Sein mitunter bissiges und spöttisches Wesen führte dazu, dass er von seinem Umfeld als Rebell wahrgenommen wurde und ein wenig als Außenseiter galt. Das änderte nichts daran, dass er bereits 1838 als selbstständiger Meister sein eigenes Atelier betrieb. Um auf dem hart umkämpften venezianischen Kunstmarkt erfolgreich zu sein, schreckte er auch vor harten Bandagen nicht zurück: Für einen prestigeträchtigen Auftrag zeigte er sich bereit, zum Materialkostenpreis oder gar ganz umsonst zu arbeiten. Auf diese Weise gelang es ihm sogar, seinen großen Konkurrenten Tizian, damals immerhin Staatsmaler der Republik Venedig, aus dem Feld zu schlagen und die Ausschreibung für die Wand- und Deckengemälde der »Scuola di San Rocco« zu gewinnen. Die in den Jahren 1565 bis 1587 vollkommen eigenhändig ausgeführte Arbeit umfasst über fünfzig Bilder und gilt als ein Hauptwerk Jacopo Tintorettos, das seinen visionären und vergeistigenden Malstil in voll entwickelter Reife und mit seinem ganzen Facettenreichtum zeigt.
Kunst im Spannungsfeld religionspolitischer Kämpfe
Jacopo Tintoretto lebte in einem außerordentlichen Spannungsfeld zwischen Reformation und Gegenreformation. Obwohl er für seine religiösen Bilder auf traditionelle römisch-katholische Themen zurückgriff und seine Haltung zur Reformation ungewiss bleibt, finden sich immer wieder erstaunliche Details, die für seine unangepasste Sichtweise sprechen. Zuletzt sorgte in der Kunstwissenschaft die Entdeckung für Aufruhr, dass auf Tintorettos monumentaler Darstellung des Jüngsten Gerichts in der vom Künstler besonders geschätzten Kirche Madonna dell'Orto die Schalen der Seelenwage des Erzengels Michael leer sind – entgegen der kirchlichen Lehre haben die Taten der Menschen also für Tintoretto kein Gewicht. Für Tintoretto war das Malen mehr als eine bloße künstlerische Selbstverwirklichung, es gab ihm auch die Möglichkeit, sich in der Gesellschaft zu behaupten und mit seinen Ansichten und Gedanken zu positionieren. Tintorettos Kunst hat auch heute noch viel zu erzählen und ist längst nicht vollständig entschlüsselt.
Jacobo Robusti, genannt Jacopo Tintoretto starb am 31. Mai 1594 in Venedig.
Jacopo Robusti - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: