Bernhard Hoetger war Emy Roeders wichtigster Lehrer
Emilie Julie Roeder wurde am 30. Januar 1890 als drittes Kind von Carl Roeder und seiner Frau Sophie in Würzburg geboren. Schon früh interessierte sich Emy Roeder für die Zeichen- und Bildhauerkunst, deren Grundlagen sie schließlich bei dem Holz- und Steinbildhauer Arthur Schleglmüning in Würzburg erlernte. Nach dem frühen Tod des Vaters zog Emy Roeder nach München, wo sie kurze Zeit bei dem Bildhauer Hans Schwegerle in die Lehre ging. Während dieser Zeit schuf die Künstlerin Plaketten und Medaillen und lernte ihren späteren Mann, den Bildhauer Herbert Garbe, kennen. 1912 zog Roeder nach Darmstadt und wurde Schülerin des expressionistischen Kunsthandwerkers Bernhard Hoetger, dessen Werke sie in München kennengelernt hatte. Hoetger war zu dieser Zeit bereits angesehener Professor am Darmstädter Hof und besaß drei Ateliers in der Künstlerkolonie Fischerhude, in denen er gemeinsam mit Emy Roeder an verschiedenen Kunstwerken arbeitete. Hoetger wurde für Roeder ein wichtiger Lehrmeister, der ihr nicht allein das technische Können vermittelte, sondern auch ihr Bewusstsein für Impulse aus der ägyptischen und afrikanischen Kunst öffnete. Außerdem machte er sie mit Amelie Breling bekannt, der Tochter des Malers Heinrich Breling, die ebenfalls eine Schülerin Hoetgers war.
Hochzeit mit Herbert Garbe, gemeinsame Erfolge in den 1920er-Jahren
Am 20. Januar 1919 heiratete Emy Roeder ihren Jugendfreund und Bildhauerkollegen Herbert Garbe und zog zu ihrem Mann in dessen Atelierwohnung in Berlin-Schöneberg. Nach ersten erfolgreichen Ausstellungen ihrer Werke wurde Roeder 1920 Schülerin von Hugo Lederer an der Preußischen Akademie der Künste, 1921 stellte sie erstmals gemeinsam mit ihrem Ehemann im Kabinett Zingler in Frankfurt am Main aus. In dieser Zeit gelang es Emy Roeder, sich in der Kunstszene zu etablieren; ihre Werke erhielten zahlreiche positiven Kritiken und sie pflegte fruchtbare Bekanntschaften mit den Größen ihrer Zeit, darunter Käthe Kollwitz und Ernst Barlach, auch Karl Schmitt-Rottluff zählte ein Leben lang zu ihren engsten Freunden. 1933 wechselte Herbert Garbe von der SPD zur NSDAP und ging für ein Jahr in die Villa Massimo nach Rom. Emy Roeder folgte ihrem Mann und blieb in Italien, als dieser 1934 nach Berlin zurückkehrte. 1936 ging sie im Rahmen eines Stipendiums nach Florenz, wo der deutsche Maler Hans Purrmann die Villa Massimo in stummem Widerstand gegen das totalitäre Regime zu einem Zufluchtsort für unabhängige Künstler gemacht hatte. Auf diese wirtschaftlich schwierigen Jahre folgte für Emy Roeder nach Kriegsende noch die Haft in einem Internierungslager, das sie nur auf Vermittlung von Hans Purrmann und Wolfgang Fritz Volbach wieder verlassen durfte.
Erfolgreiche Rückkehr nach Deutschland
Auf Betreiben ihrer Künstlerfreunde kehrte Emy Roder schließlich nach Deutschland zurück und ließ sich in Mainz nieder, wo sie ein eigenes Atelier eröffnete. Schnell konnte sie an ihre früheren Erfolge anknüpfen, übte bis 1953 einen Lehrauftrag aus und nahm 1955 an der ersten Documenta in Kassel teil. Ihr bevorzugtes Werkmaterial war Bronze; aus dem Metall schuf sie Reliefs und Vollplastiken von Menschen und Tieren in expressionistischem Stil. Emy Roeder starb am 7. Februar 1971 in Mainz. Ihr umfangreicher Nachlass, der neben ihren eigenen Werken auch einige Stücke ihrer Künstlerfreunde umfasste, ging in den Besitz ihrer Geburtsstadt Würzburg über.
Emy Roeder - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: