Tata Ronkholz

Tata Ronkholz kam über die Architektur zur Fotografie

Tata Ronkholz wurde im Jahr 1940 als Maria Juliana Roswitha Tölle in Krefeld geboren. 1957 hielt sie sich für rund ein Jahr in Paris auf und konnte in der französischen Kulturmetropole vielfältige Einflüsse aufnehmen. Von 1959 bis 1961 absolvierte sie ein Praktikum als Schreinerin, 1961 begann sie an der Werkkunstschule Krefeld ein Studium der Architektur und Innenarchitektur, nach dessen Abschluss im Jahr 1965 sie eine Anstellung im Krefelder Möbelhaus Schröer fand. Dort arbeitete Tata Ronkholz aber nur ein Jahr, ehe sie 1966 als freischaffende Produktdesignerin den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Diese Tätigkeit übte sie bis 1977 aus; zu ihren bemerkenswertesten Arbeiten während dieser Dekade gehörte sicher die Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Adolf Luther (1912–1990) und der Firma habit, für die sie konstruktivistische Möbel entwarf. 1969 heiratete sie ihren ersten Mann, den Grafiker Heinz Harald Ronkholz, genannt »Coco«, dem Tara Ronkholz ihren Künstlernamen und die Bekanntschaft mit Bernd Becher (1931–2007) verdankte.

Fotografiestudium in der Klasse von Bernd und Hilla Becher

Tata Ronkholz kam infolge der Bekanntschaft mit Bernd Becher, für den ihr Ehemann Coco Ronkholz als Grafiker einen Katalog betreute, zur Fotografie und begann 1977 in Düsseldorf ein Grundstudium an der Staatlichen Kunstakademie; parallel entstanden ihre ersten Schwarz-Weiß-Fotografien von Industrieportalen, die sie mit ihrer Plattenkamera ausschließlich im Winter aufnahm, um die Struktur der Tore ohne störende Vegetation vor ihr Objektiv zu bekommen. 1978 besuchte Tara Ronkholz die Klasse von Bernd und Hilla Becher, sie gehörte neben so klangvollen Namen wie Candida Höfer (*1944), Thomas Ruff (*1958) und Thomas Struth (*1954) zu den ersten Schülern der berühmten Düsseldorfer Photoschule. Auf Veranlassung von Letzterem dokumentierte sie den Rheinauhafen in Düsseldorf, unmittelbar, bevor dieser abgerissen wurde. Das Ergebnis gilt als einzigartiges fotografisches Dokument. In dieser Zeit fand Tata Ronkholz aber auch ihr wichtigstes Sujet, das sie in einer umfangreichen Serie behandelte: Trinkhallen. Sie wollte mit ihren Bildern die »Liebenswürdigkeit« des »Büdchens um die Ecke« zeigen und wurde so zur Chronistin eines einzigartigen Milieus, wiewohl sie immer betonte, dass es ihr nicht um soziale oder architektonische Aspekte ging, sondern um den Alltag.

Von ihrer Fotografie konnte die Künstlerin nicht leben

Tata Ronkholz gab ihre selbstständige fotografische Tätigkeit im Jahr 1982 aus wirtschaftlichen Gründen auf. Ihr letztes großes künstlerisches Projekt waren Schaufenstermotive, die sie ebenfalls im Ruhrgebiet fand und mit der Kamera festhielt. Weil Tata Ronkholz von ihrer Kunst nicht leben konnte, nahm sie eine Anstellung in einer Kölner Fotoagentur an.

Tata Ronkholz starb im Jahr 1997 in Hürth-Kendenich. Ihr Nachlass und Archiv wurden im Jahr 2011 vom VAN HAM Art Estate übernommen, für dessen wissenschaftliche Aufarbeitung wurde im Jahr 2018 das Tata Ronkholz Komitee gegründet.