Andrea del Sarto war ein Meister der Renaissance, der stets ein wenig im Schatten seiner berühmten Zeitgenossen Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael stand. Es lohnt sich aber, diesen Schatten auszuleuchten, denn darin verbergen sich reiche Schätze: die beeindruckenden Werke eines hoch veranlagten Künstlers, dem trotz seiner großen Begabung alle Allüren fremd waren.
(...) WeiterlesenAndrea del Sarto - Schneider, Goldschmied, Kunststudent
Andrea del Sarto wurde am 16. Juli 1486 in Gualfonda, Florenz, geboren. Den Beinamen Sarto (= Schneider) verdankte der Künstler seinem Vater, dem Schneider Angelo di Francesco. Zunächst schlug der junge Andrea del Sarto aber weder eine Laufbahn als Schneider noch als Maler ein, sondern begann eine Lehre als Goldschmied. Dabei erregte sein zeichnerisches Talent die Aufmerksamkeit eines unbekannten Malers, der dem begabten jungen Mann fortan Unterricht in der Malerei erteilte und ihn später an Piero di Cosimo vermittelte, bei dem Andrea del Sarto seine neu erworbenen Kenntnisse vertiefen und verfeinern konnte. Im Jahr 1506 gründete Andrea del Sarto mit dem befreundeten Künstler Franciabigio ein Gemeinschaftsatelier, orientierte sich bei der Entwicklung seines eigenen Stils jedoch zunehmend an den großen Vorbildern seiner Zeit: Leonardo, Michelangelo und besonders Fra Bartolommeo, dessen Einfluss dem Werk von del Sarto deutlich abzuspüren ist.
Die Harpyienmadonna – Andrea del Sartos Meisterstück
Ab 1508 begann eine Hochphase im Schaffen Andrea del Sartos, in der sein Hauptwerk entstand, das seinen Ruf als Meister der Renaissance bis heute begründet. Berühmt sind seine Fresken aus dem Leben des Serviten Philippus Benizzi, die er von 1509 bis 1514 malte. 1511 schuf er ein Fresko grau in grau über die Taufe Christi. 1517 entstand eines seiner berühmtesten Werke, ein Altarbild für das Konvent von San Francesco de' Macci: Nur einem genauen Beobachter erschließt sich, warum dieses Meisterwerk von Andrea del Sarto den Spitznamen "Harpyienmadonna" erhalten hat. Kein Geringerer als Giorgio Vasari, Hofmaler der Medici, soll für die noch heute populäre Bezeichnung verantwortlich sein, die sich auf die kleinen Harpyienfiguren bezieht, mit denen Andrea del Sarto den Sockel geschmückt hat, auf dem seine Madonna steht: Madonna delle Arpie. Das Universalgenie Vasari pflegte ein ambivalentes Verhältnis zu seinem Lehrer del Sarto. Mit der durchaus vorhandenen Sympathie kontrastierte die Überzeugung, dass es dem Meister an letzter kreativer Brillanz fehle und er sich zu sehr von seiner Frau beeinflussen lasse. Auch der bescheidene, zurückhaltende Lebensstil, den Andrea del Sarto pflegte, stieß bei dem mondänen Vasari auf Unverständnis.
Aufenthalt in Frankreich, Rückkehr nach Florenz
Verheiratet war Andrea del Sarto mit der Witwe Lucrezia del Fede, die er häufig als Jungfrau und Heilige porträtierte. Zwei Jahre stand del Sarto im Dienst des französischen Königs Franz I., ehe er nach Florenz zurückkehrte, um für die Medici zu arbeiten. Gegen das Versprechen einer baldigen Rückkehr unterstützte der König den Künstler mit finanziellen Zuwendungen, von denen sich del Sarto ein Haus baute. Sein Wort hat der Maler allerdings nicht gehalten – wohl auch unter dem Einfluss Lucrezias, die Florenz nicht wieder verlassen wollte. Sehr wahrscheinlich vor dem 29. September 1530 starb Andrea del Sarto in seiner Heimat Florenz an der Beulenpest. Seine Werke finden sich heute in den größten Museen der Welt, darunter der Louvre in Paris und die Nationalgalerie in London.
Andrea del Sarto - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: