Antonio Saura

Antonio Saura verzichtete als Autodidakt auf Konventionen

Antonio Saura wurde am 22. September 1930 in Huesca geboren. Zunächst dachte er nicht an eine künstlerische Karriere, aber eine schwere Tuberkuloseerkrankung zwang ihn dazu, sein Leben neu auszurichten und brachte ihn mit dem Schreiben und Malen in Kontakt. Als Autodidakt verfeinerte er seine Kenntnisse und schuf zunächst eine Vielzahl surrealistisch anmutender Werke in leuchtenden Farben. Wichtige Einflüsse dieser frühen Zeit verdankte er Yves Tanguy und Hans Arp. Mit seinen imaginären Landschaften wollte er sich und seinem Publikum den Zugang zu einer Art »Traumwelt« eröffnen, die er ständig neu interpretierte und beleuchtete. In Paris lernte er den französischen Dichter und Surrealisten Benjamin Péret kennen, doch wurde bald deutlich, dass der Surrealismus Antonio Saura keine dauerhafte künstlerische Heimat bieten konnte. Mit dem befreundeten Maler Simon Hantaï verließ er darum Paris und wandte sich neuen Techniken zu. Großen Gefallen fand er an der Grattage, die er zu seinem eigenen, farbkräftig-abstrakten Stil in einer radikalen Abwendung von jeder Systematik, entwickelte.

Entwicklung vom Surrealisten zum Expressionisten

Antonio Saura vereinte seine Leidenschaft für Literatur und bildender Kunst, indem er zahlreiche Illustrationen zu Büchern anfertigte, darunter Texte von George Orwell, Franz Kafka und Christine Nöstlinger. Auf diese Weise entstand ab 1959 ein umfangreiches grafisches Werk, zu dem außerdem Illustrationen zum Don Quijote gehörten. Während seiner Mitgliedschaft in der Künstlergruppe El Paso, die er 1957 mitbegründet hatte und der er bis zur ihrer Auflösung 1960 die Treue hielt, lernte er den Kunstkritiker Michel Tapié kennen. Der Zugang zu den etablierten Künstlerkreisen zahlte sich für Antonio Saura aus, als ihm der Galerist Rodolphe Stadler seine erste Einzelausstellung ermöglichte und ihn mit wichtigen zeitgenössischen Größen wie Pierre Matisse in New York und Otto van de Loo in München bekanntmachte. Antonio Saura blieb Stadler ein Leben lang verbunden und stellte zahlreiche seiner Werke bei ihm aus. Charakteristisch wurde schließlich seine Selbstbeschränkung auf eine knappe Farbpalette, die beinahe ausschließlich aus Braun, Schwarz und Grau bestand. In diesen eintönigen Farben schuf Saura seine großformatigen Gemäldeserien, die programmatische Titel wie »Menschenmassen« oder »Schweißtücher« trugen und dem Betrachter nicht selten ein Gefühl der Beklommenheit vermittelten.

Meister des Informel: keine Regeln, keine Grenzen, kein System

Antonio Saura nahm vielfältige Einflüsse bei der Gestaltung seiner Kunst auf, große Vorbilder aus der anerkannten Kunstgeschichte ebenso wie einfache Porno- und Pin-Up-Bilder. Auch die Politik ging nicht spurlos an ihm vorbei. Die Machtergreifung Francos brachte ihn über alle Maße auf und bewog ihn zu einer deutlichen Parteinahme in vielen öffentlichen Diskussionen und Streitgesprächen. Mit ähnlicher Entschlossenheit ging er seinen künstlerischen Weg, ignorierte Regeln, Grenzen und etablierte Systeme. Durch seine hohe Eigenständigkeit verkörperte er den spanischen Informel in einer einzigartigen und unvergleichlichen Art und Weise und hinterließ tiefe Fußstapfen.

Antonio Saura starb am 22. Juli 1998 an Leukämie.