Christian Schad

Der Erste Weltkrieg trieb Christian Schad in die Schweiz

Christian Schad wurde am 21. August 1894 im oberbayrischen Miesbach geboren. Die Liebe zur Kunst war dem Sohn des Geheimen Justizrats Carl Schad in die Wiege gelegt: Seine Mutter Marie stammte aus der Familie der romantischen Malerbrüder Karl Philipp Fohr und Daniel Fohr Mit Romantik hatte Christian Schad als wichtiger Vertreter der Neuen Sachlichkeit allerdings nicht viel im Sinn, auch wenn er zweimal verheiratet war und zahlreiche Geliebte hatte. Sein Studium an der Münchner Kunstakademie bei Carl Johann Becker-Gundahl und Heinrich von Zügel brach er ab, richtete sich stattdessen ein erstes Atelier in Schwabing ein und sammelte Erfahrungen mit Holzschnitten und Bildern im Stil des Expressionismus. Dem drohenden Militärdienst im Ersten Weltkrieg entging er mithilfe eines vorgetäuschten Herzfehlers, der ihm eine Flucht in die Schweiz ermöglichte, wo er sich in Zürich der Dada-Bewegung um Hans Arp, Emmy Hennings und Hugo Ball anschloss. Gemeinsam mit dem befreundeten Schriftsteller Walter Serner gab er die Kunstzeitschrift Sirius heraus, auch seine erste Ausstellung als Maler konnte er in Zürich eröffnen.

Einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit

In Genf gelang Christian Schad während seiner Malexperimente die Entwicklung von Fotogrammen, die später seinen Namen trugen – Schadographie, ähnlich der von Man Ray etablierten Rayographie. In Italien porträtierte er 1924 Papst Pius XI.; in Berlin beteiligte er sich an der Ausstellung Die Neue Sachlichkeit in der Galerie Neumann-Nierendorf. In den »Goldenen Zwanzigern« wurde Schad zum scharfsichtigen Porträtisten des Wiener und Berliner Großstadtlebens, gemeinsam mit George Grosz und Otto Dix verkörperte er die Hochzeit der Neuen Sachlichkeit, traf die Größen der Gesellschaft, verkehrte mit Aristokraten, Künstlern und Intellektuellen. Bis in die 1930er-Jahre hinein war Christian Schad auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten, mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten legte sich aber auch auf seine Karriere ein Schatten. Zwar wurde er nicht wie viele seiner Kollegen mit einem Ausstellungs- oder gar Malverbot bedacht, als früherer Dadaist musste er aber jederzeit mit einer solchen Einschränkung rechnen. Schad zog sich deshalb weitgehend zurück und führte nur noch gelegentliche Porträtaufträge für private Käufer aus. 1935 übernahm er die Geschäftsführung eines Berliner Brauereidepots.

Erfolgreiche und produktive Nachkriegsjahre

In den letzten Kriegsjahren musste Christian Schad bei den Bombenangriffen auf Berlin die Zerstörung seines Ateliers hinnehmen und übersiedelte infolgedessen nach Aschaffenburg, wo er eine Kopie der Stuppacher Madonna des Renaissance-Meisters Matthias Grünewald anfertigen sollte. Nach dem Krieg wandte sich Christian Schad dem Magischen Realismus zu, widmete sich erneut der Druckgrafik und der expressiven Malerei, die bereits seine Anfangsjahre als Künstler geprägt hatten. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Bettina Mittelstädt, die er auf der Suche nach einem Modell kennengelernt hatte, unternahm er mehrere Reisen, sammelte Eindrücke, nahm an zahlreichen Ausstellungen teil und legte eine außerordentliche Produktivität an den Tag.

Christian Schad starb am 25. Februar 1982 in Stuttgart. Seine Witwe schenkte im Jahr 2000 seinen künstlerischen Nachlass der Stadt Aschaffenburg.