Josef Scharl

Josef Scharl - Erste Erfolge in der Weimarer Republik

Josef Scharl wurde am 9. Dezember 1896 in München geboren. Er entstammte einer Großfamilie, war das zweite von vierzehn Kindern, der Vater arbeitete zunächst als Bäcker, später in einem Antiquitätengeschäft. Ab 1910 besuchte Josef Scharl die Münchner Malerschule und ließ sich dort dreieinhalb Jahre lang zum Dekorationsmaler ausbilden. Dabei sammelte er Erfahrungen bei der Restaurierung von Gemälden und belegte Abendkurse in Aktmalerei. 1918 wurde Scharl im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, hatte mit einer zeitweiligen Lähmung seines rechten Armes zu kämpfen und musste mehrere Lazarettaufenthalte über sich ergehen lassen. Im selben Jahr begann er an der Kunstakademie in München ein Studium bei Angelo Jank und Heinrich von Zügel, brach dieses aber vorzeitig ab und bildete sich als Autodidakt weiter. Die 1920er-Jahre brachten dem Künstler privates Glück und beruflichen Erfolg: Der Hochzeit mit Magdalena Gruber folgte die Geburt des gemeinsamen Sohnes Alois und seine Bilder erregten das Interesse eines kunstinteressierten Publikums. Scharl wurde Mitglied der Münchner Sezession, beteiligte sich an deren Ausstellungen und trat dem Deutschen Künstlerbund bei.

Malverbot in Deutschland, Emigration in die USA

Der Rom-Preis der Preußischen Akademie der Künste ermöglichte Josef Scharl Studienreisen nach Rom und Paris, wo er mit dem Spätimpressionismus in Berührung kam. Anfangs orientierte er sich noch deutlich an Paul Cézanne und Vincent van Gogh, fand aber immer stärker zu einer direkten Darstellung, die auf alles schmückende Beiwerk verzichtete. Mehr und mehr machte sich auch der Einfluss von Pablo Picasso bemerkbar, dem Josef Scharl große Bewunderung entgegenbrachte. Die wachsende Macht der Nationalsozialisten wirkte sich äußerst belastend auf Josef Scharl aus: Seine Verkäufe gingen drastisch zurück, woran selbst seine erste Einzelausstellung in der Berliner Galerie Neumann-Nierendorf nichts ändern konnte, und ein Malverbot entzog ihm die Existenzgrundlage. Eine Einladung des Museum of Modern Art, das ihn gemeinsam mit Karl Hofer, Erich Heckel, Max Beckmann und Georg Scholz ausstellen wollte, bestärkte ihn in seinem Vorsatz, Deutschland zu verlassen und nach Amerika zu emigrieren. Ohne seine Familie gelangte Josef Scharl schließlich im Jahr 1938 über die Schweiz in die USA. Dort half ihm in den ersten Jahren vor allem Albert Einstein, den er in Berlin kennengelernt hatte, bei der Orientierung.

Neues Umfeld, veränderter Malstil

Dank der finanziellen Unterstützung und der glänzenden Kontakte Albert Einseins konnte Josef Scharl von 1944 bis 1946 mehrere Ausstellungsprojekte in den USA verwirklichen. Die Auswanderung hatte nicht nur das persönliche Lebensumfeld des Künstlers verändert, sondern auch seine Malweise: Die Darstellungen Josef Scharls zeigten kräftigere Farben und eine klare Linienführung. 1945 verlegte Karl Nierendorf die erste US-Monografie über Scharl und stellte dessen Zeichnungen biblischer Motive in seiner New Yorker Galerie aus. Auf Vermittlung von Wolfgang Sauerländer, mit dem Scharl ebenfalls freundschaftlich verbunden war, durfte er für den Verlag Pantheon Books eine Ausgabe der Märchen der Brüder Grimm illustrieren. Weitere Aufträge folgten, aber der Tod seines Förderers Nierendorf und die Sorge um seine in Deutschland zurückgebliebene Familie sowie ein Magenleiden belasteten den Künstler schwer. 1952 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft, im selben Jahr beteiligte er sich in Genf an einer Gruppenausstellung der Galerie Georges Moos.

Josef Scharl starb am 6. Dezember 1954 in New York an einem Herzschlag.