Thomas Scheibitz sieht die Welt als großes Puzzle. Der deutsche Bildhauer und Maler hat es sich zur Aufgabe gemacht, die einzelnen Teile aus dem zusammengefügten Ganzen herauszulösen und damit einen neuen Blick auf die verborgenen Mechanismen und Bezüge des Lebens zu gewinnen – für sich selbst und für sein ständig wachsendes internationales Publikum.
(...) WeiterlesenThomas Scheibitz - Ausbildung zum Werkzeugmacher, Studium der Malerei
Thomas Scheibitz wurde 1968 in Radeberg bei Dresden geboren. Als Sohn eines Steinmetzes lernte er schon früh die Grundlagen handwerklicher Arbeit kennen. Zunächst schlug er auch keine künstlerische Laufbahn ein, sondern erlernte von 1984 bis 1987 den eher traditionellen Beruf eines Werkzeugmachers. Mehr und mehr verfestigte sich aber in Thomas Scheibitz die Erkenntnis, dass er einen schöpferischen Weg gehen wollte. In seiner Heimatstadt Dresden begann er deshalb 1991 an der Hochschule für Bildende Künste ein Studium der Malerei, das er 1996 abschloss. Sein letztes Jahr verbrachte er als Meisterschüler von Ralf Kerbach an der Dresdner Kunstschule. Schon während seines Studiums hatte Thomas Scheibitz seine erste Ausstellung bespielen können, ein Erfolg, der sich in den folgenden Jahren fortsetzte und ihn auch in den USA, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien bekannt machte. Gemeinsam mit dem deutsch-britischen Künstler Tino Sehgal übernahm er bei der 51. Biennale in Venedig im Jahr 2005 die Gestaltung des deutschen Pavillons. Der Auftritt war bei Kritik und Publikum nicht unumstritten, stellte aber einen wichtigen Meilenstein in Thomas Scheibitz' Karriere dar.
Provokationen und Irritationen dekonstruieren die Welt
Thomas Scheibitz begreift jedes Bild als einzigartiges Phänomen, als Ereignis, das nicht in Worte gefasst und beschreibend beziehungsweise nacherzählend wiedergegeben werden kann. Tatsächlich ist nach Meinung des Künstlers ein mit Worten der Nacherzählung fassbares Bild ein verlorenes Bild. Die dynamische, höchst individuelle Begegnung zwischen Betrachter und Werk verliert ihren Wert, wenn sie festgehalten und berichtet werden kann. Deshalb versucht Thomas Scheibitz, mit seiner Malerei die Dimension des Fassbaren zu sprengen – und er tut das mit großem Erfolg in einer Zeit, in der die Malerei als längst überholte Kunst gilt. Für sein Ziel hat er sich ein beeindruckend umfassendes Formenvokabular angeeignet, mit dem er immer wieder den Rahmen seiner Bilder überschreitet. Die Ideen, Objekte und Motive, die am Anfang eines Werkes stehen, verlieren in der Adaption und Ausgestaltung durch den Künstler zunehmend ihre Form und Kontur, verblassen zu einer fernen Anregung, die in der Gegenwart längst eine andere Gestalt angenommen hat: als Puzzleteil einer Welt, deren etablierte Ordnung Thomas Scheibitz provokativ und irritierend infrage stellt.
Das Verhältnis von Subjekt und Wirklichkeit als zentrales Sujet
Thomas Scheibitz beschränkt sich nicht auf die Malerei, sondern widmet sich gleichberechtigt der Bildhauerei als künstlerischem Ausdrucksmittel seiner Wahl. Anregungen und Motive für seine Arbeit findet er überall: in der Landschaft, in der Architektur, in der Medien- und Popkultur. Die Konstruktion der Wirklichkeit und deren Verhältnis zum Subjekt ist ein zentrales Thema von Scheibitz' Werken. Die komplexe Bild- und Symbolsprache, die Scheibitz entwickelt und gebraucht, ist nicht zum Entschlüsseln durch den Betrachter gedacht. Sie steht als Kunstwerk für sich selbst.
Thomas Scheibitz lebt und arbeitet heute überwiegend in Berlin.
Thomas Scheibitz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: