Markus Schinwald

Markus Schinwald - Der menschliche Körper zwischen Geschichte und Gegenwart

Markus Schinwald wurde 1973 in Salzburg geboren. Seine künstlerischen Wurzeln liegen im Bereich von Mode- und Kostümdesign; sie wirken sich bis heute auf sein vielfältiges Schaffen aus. Häufig verleiht er in seinem Werk durch eigenwillige Verkleidung einem unbelebten Objekt eine geheimnisvolle und verstörende Persönlichkeit. Der Körper und seine Wechselbezüge zu seiner jeweiligen Umgebung stehen im Mittelpunkt der Kunst von Markus Schinwald, auf beide Elemente nimmt der Künstler Einfluss, um verschiedene Stimmungen und Prozesse zu evozieren. Um die gesuchten Antworten in der Gegenwart zu finden, schöpft er oft aus weit zurückliegender historischer Vergangenheit, führt Konfrontationen und Begegnungen herbei, die auf den Betrachter fremd und vertraut zugleich wirken. Ganz verschiedene Ansätze, Stile und Epochen treffen deshalb bei Markus Schinwald aufeinander, einer Kategorisierung und Einordnung seiner Werke verweigert sich der Künstler bewusst. Der menschliche Körper wird als unzulänglich begriffen, die offenkundigen Defizite auf verschiedene Weise zu füllen versucht.

Kleine Eingriffe mit großer Wirkung fordern das Publikum heraus

Markus Schinwald interessiert sich bei seiner fortdauernden Beschäftigung mit dem Körper und seinem Verhältnis zu dem von ihm besetzten Raum auch ausdrücklich für psychologische Fragen, die er mit visuellen Ansätzen lösen möchte. Sein frühes Werk Jubelhemd bestand im Jahr 1997 aus einem eigenwilligen Kleidungsstück, das er durch die absichtsvoll verkehrt angebrachten Ärmel zu einer Mischung aus Zwangsjacke und Festkleid machte – wer es anlegen möchte, muss dazu wie in puppenhafter Jubelpose die Arme nach oben nehmen. Diesen Ansatz weitet Markus Schinwald immer weiter aus, ergänzt seine Kostümierungen durch schmuckhafte Accessoires wie Schlaufen und Masken und versieht seine Objekte auch häufig mit Prothesen. So entstehen neue Physiognomien, denen mitunter etwas beklemmend Fremdartiges anhaftet und so die durch Gewohnheit abgenutzte Wahrnehmung des Publikums herausfordert und auf neue Wege weist. Oft sind es nur winzige, geradezu subtile Eingriffe, die einem Körper oder altvertrauten Bild eine neue Anmutung verleihen.

Kunst als Verfälschung, Veränderung und große Infragestellung

Markus Schinwald geht mit seinen Installationen und Inszenierungen inzwischen weit über den Körper hinaus, gestaltet, dekoriert und schafft ganze Räume, die durch den künstlerischen Einfluss eine eigene Wirklichkeit erhalten. Der Künstler bedient sich dabei unterschiedlicher Medien, setzt neben der Malerei auch auf Mittel der Fotografie sowie der Video- und Performancekunst. Einflüsse aus der Oper sind im Werk Markus Schinwalds ebenso erkennbar wie Bezüge zu den Lehren von Sigmund Freud. Übermalte Porträts aus dem 19. und 20. Jahrhundert, stumme Tänze in auseinanderbrechender, seltsam verrückter Architektur, deformierte, verzierte und entstellte Körper ohne individuelle Züge, das alles bekommt der Betrachter zu sehen, wenn er sich auf die obskuren Bildwelten des österreichischen Künstlers einlässt. Für sein Werk erhielt Markus Schinwald Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2007 der Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst und im Jahr 2008 der Große Kunstpreis des Landes Salzburg. 2011 repräsentierte er sein Heimatland Österreich auf der 54. Biennale in Venedig.

Markus Schinwald lebt und arbeitet heute abwechselnd in Wien und New York.