Der Mensch und sein fortwährender Tanz durch den Raum war das große Thema von Oskar Schlemmer. Seine Gemälde begriff der deutsche Bauhaus-Künstler als Bühne, auf der er mit großer Sorgfalt und viel Feingefühl stereometrische Figurengruppen in harmoniebildender Choreografie miteinander verband.
(...) WeiterlesenOskar Schlemmer - Meisterschüler von Adolf Hölzel, Berufung an das Weimarer Bauhaus
Oskar Schlemmer wurde am 4. September 1888 in Stuttgart geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern verbrachte er Kindheit und Jugend unter der Obhut seiner älteren Schwester, finanzielle Gründe erzwangen die Beendigung seines Schulbesuchs. In Stuttgart absolvierte Oskar Schlemmer eine Ausbildung zum kunstgewerblichen Zeichner, im Anschluss besuchte er ab 1906 die Stuttgarter Akademie für Bildende Künste, als weiteres Studienfach belegte er Komposition. 1912 wurde er Meisterschüler von Adolf Hölzel, gemeinsam mit anderen Hölzel-Schülern beteiligte er sich an verschiedenen Ausstellungen, so 1914 an der Kölner Werkbundausstellung. Walter Gropius berief Oskar Schlemmer 1920 an das Bauhaus in Weimar, wo er neben Johannes Itten die Werkstatt für Wandmalerei leitete. Daneben interessierte sich Schlemmer immer stärker für Bühnenwerke und hatte Anfang der 1920er-Jahre großen Erfolg mit seinem Entwurf von Bühnenbildern und Kostümen für zwei Opern von Paul Hindemith, die in Stuttgart zur Aufführung kamen. Ähnlich viel Aufmerksamkeit zog die Uraufführung seines »Triadischen Balletts«, an dem er seit 1916 arbeitete, auf sich. In der Folge kümmerte er sich, wenigstens inoffiziell, auch um die Leitung der Bühnenwerkstatt des Bauhauses.
Der Mensch als Puppe auf einer abstrakt-geometrischen Bühne
Oskar Schlemmer verdankte seinen Ruhm trotz aller Erfolge als Bildhauer und Bühnenbildner zuvorderst seinen Gemälden, auf denen er anonymisierte Figuren ohne individuelle Eigenschaften, oft in der bis dahin eher unüblichen Rückenansicht, in einen von allem schmückenden Beiwerk befreiten Raum setzte. Der Mensch als Maske und Puppe, eingefügt in eine geometrisch-abstrakte Umgebung. Auf die Bühne brachte Oskar Schlemmer dieses künstlerische Konzept in Gestalt des »Tänzermenschen«, den er als künstliche Figur aus Kostüm, Musik und Tanz schuf. Nach dem Umzug nach Dessau, wo er zunächst noch eine Versuchsbühne einrichtete, zog sich der Künstler allmählich von der Bühnenwerkstatt des Bauhauses zurück und widmete sich vorrangig der Malerei. In den Folgejahren entstanden großformatige Wandgemälde und auch verschiedentlich Skulpturen.
Dunkle Jahre im nationalsozialistischen Deutschland
Oskar Schlemmer verlor im Jahr 1933 nicht nur seinen besten Freund und Geistesverwandten, Otto Meyer-Amden; die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete für ihn auch den erzwungenen Rücktritt von seinem Lehramt an den Vereinigten Staatschulen in Berlin und eine starke Diffamierung. Sein Werk galt als »entartet«, die gleichgeschaltete Presse bezeichnete ihn als »Kunstbolschewisten« und 1934 vernichtete der nationalsozialistische Bildersturm seine Wandbilder im Brunnensaal des Folkwang-Museums in Essen. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen Oskar Schlemmer zur Annahme von unbefriedigenden Arbeiten, darunter gar Tarnanstriche für militärische Anlagen. Zwar verschaffte ihm der Unternehmer und Menschenfreund Dr. Kurt Herberts gemeinsam mit anderen von der NS-Diktatur geächteten Künstlern wie Willi Baumeister, Franz Krause, Alfred Lörcher und Georg Muche eine Beratertätigkeit in seiner Lackfabrik, die Anforderungen und Entbehrungen jener Zeit wirkten sich jedoch so negativ auf Schlemmers Konstitution aus, dass er in den 1940er-Jahren immer häufiger in Krankenhäusern und Sanatorien behandelt werden musste. Als letzte bedeutende Werkserie entstanden die achtzehn kleinformatigen »Fensterbilder«.
Oskar Schlemmer starb am 13. April 1943 in Baden-Baden an einer Herzlähmung.
Oskar Schlemmer - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: