Michael Schmidt – Zur Fotografie kam Michael Schmidt als Autodidakt
Michael Schmidt wurde am 6. Oktober 1945 in Berlin geboren. Mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern übersiedelte er 1950 nach Erkner nahe Ost-Berlin in der DDR, aber bereits fünf Jahre später kam es zur Flucht nach West-Berlin. 1961 begann Michael Schmidt eine Lehre als Maler, die er aber nicht abschloss. Nachdem er sich eine Zeit lang als Fahrradkurier über Wasser gehalten hatte, trat er 1963 auf Wunsch seiner Eltern in den Polizeidienst ein. 1965 begann Michael Schmidt zu fotografieren, das dazu nötige Wissen eignete er sich als Autodidakt an. Das gelang ihm so gut, dass er noch während seiner Zeit als Polizist an den Berliner Volkshochschulen Kreuzberg und Neukölln selbst Unterricht im Fachbereich Fotografie geben konnte. 1973 schied Michael Schmidt aus dem Polizeidienst aus und begann seine Laufbahn als selbstständiger Fotograf. 1976 gründete er in Kreuzberg die ambitionierte »Werkstatt für Photographie«, die für ein Jahrzehnt Bestand hatte und Ausstellungen von Fotografen wie Diane Arbus, Larry Clark, Robert Adams, William Eggleston, Lewis Baltz und Lisette Model beherbergte.
Zusammenhänge waren dem Künstler sehr wichtig
Michael Schmidt fand als Fotograf seine Motive vor allem in seiner unmittelbaren Umgebung, in den Berliner Bezirken Kreuzberg und Wedding. Von Anfang an waren Grautöne vorherrschend in Schmidts Werk, mit der Zuschreibung der Farbe Grau als Markenzeichen tat sich der Künstler dennoch schwer. Das Grau in seinen Bildern rühre vor allem daher, dass er sich mit den Extremen Schwarz und Weiß nicht anfreunden könne, erklärte Schmidt. Folgerichtig sah er sich selbst auch nicht als klassischer Schwarz-Weiß-Fotograf, denn das Grau war für ihn eine Farbe – eine besondere Farbe, die es ihm ermöglichte, allen Facetten seines Empfindens gerecht zu werden. Die bleierne Schwere, die tiefe Melancholie und Traurigkeit, die viele Menschen beim Betrachten seiner Bilder empfinden, passt gut zu Michael Schmidts Kunstverständnis, denn Kunst hatte für ihn immer mit Traurigkeit und Leid zu tun. Zusammenhänge waren dem Künstler wichtig, darum schuf er innerhalb seines Werkes fast ausschließlich Serien und praktisch keine Einzelbilder.
Berlin als Mittelpunkt und Hauptmotiv der Kunst
Michael Schmidt unterrichtete während seiner Lehraufträge an verschiedenen Institutionen später bekannte Fotografen wie Ulrich Görlich, Wolfgang Eilmes und Andreas Gursky, der Schmidt als seinen wichtigsten Lehrer bezeichnete. Waren Michael Schmidts frühe Werke noch von einem eindeutig dokumentarischen Duktus bestimmt, verließ er mit seinem Werk Waffenruhe (1987) dieses klar abgesteckte Feld zugunsten eines subjektiven Psychogramms des noch geteilten Berlins. Eines seiner erfolgreichsten Projekte, die Fotoserie Ein-heit (1996), die aus Anlass der deutschen Wiedervereinigung die Bilderformeln von Gesellschaft und Politik analysierte, wurde im New Yorker Museum of Modern Art mit einer Einzelausstellung gewürdigt. Obwohl Berlin gerade in den erfolgreichen 1990er Jahren den unumstrittenen Schwerpunkt im Schaffen Michael Schmidts darstellte, wandte er sich in seinem späteren Werk auch anderen Motiven zu: 2000 zeigte er in seiner Serie Frauen Teile bekleideter und unbekleideter Frauen, spätere Serien vermittelten Eindrücke aus der deutschen Provinz und Aufnahmen vom Meer – immer in den für Schmidt charakteristischen Grautönen.
Michael Schmidt starb am 24. Mai 2014 in seiner Geburts- und Heimatstadt Berlin.
Michael Schmidt - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: