Andreas Schön

Studium bei Lothar Baumgarten, Norbert Tadeusz und Gerhard Richter

Andreas Schön wurde im Jahr 1955 in der Documenta-Stadt Kassel geboren – an sich ein gutes Omen für einen Künstler, doch Schön studierte zunächst in Münster Geschichte und Soziologie, schrieb sich aber 1975 doch an der örtlichen Kunstakademie ein, besuchte erst die Klasse von Lothar Baumgarten und wechselte schließlich zu Norbert Tadeusz. Sein wichtigster Lehrer aber wurde 1979 der gefeierte Malerstar Gerhard Richter. Der höchstbezahlte lebende Künstler der Welt lehrte zu dieser Zeit als Professor für Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie und ernannte Andreas Schön für mehrere Jahre zu seinem Assistenten. Schon bald konnte Schön seine ersten Werke selbst der Öffentlichkeit präsentieren; in den Galerien von Tabea Langenkamp in Düsseldorf, Rafael Jablonka in Köln und Susan Wyss in Zürich. Immer mehr Kenner wurden auf den jungen Künstler aufmerksam, der damit schon während seines Studiums zu einer etablierten Größe im umkämpften Kunstbetrieb aufstieg. In Abgrenzung zu den vor ihm wirkenden Jungen Wilden beförderte er eine erneute Hinwendung zur gegenständlichen Malerei, die bis dahin ein Schattendasein gefristet hatte.

Landschaften im freien Raum mit hintergründiger Bedeutung

Andreas Schön widmet sich in seinem Schaffen großenteils Landschaften, die er in seinem Atelier nach verschiedenen Vorlagen malt. Selbst gemachte Fotografien und Aquarelle, aber auch sorgfältig ausgewählte Bilder aus Büchern und Zeitschriften werden von dem Künstler als Bausteine für seine aufwendigen und hyperrealistischen Kompositionen verwendet. Dabei überlässt Andreas Schön nichts dem Zufall, bestimmt die Länge jeder Furche genau und setzt jede Pflanze mit Bedacht. Das Ergebnis ist ein filigraner Wandel zwischen Wirklichkeit und Verfremdung. Gerne spielt er auf historische Erinnerungen an, lässt verfallene Ruinen und überwucherte Trümmer von einer fernen Vergangenheit künden, die er in seinen Bildern nur als dumpfe Ahnung aufscheinen lässt, ohne das Geschehene und Gedachte näher auszuführen. Immer wieder entzieht der Künstler seinen Motiven den ihnen eigentlich angestammten Raum und beraubt sie so des vertrauten Halts, was den Betrachter bisweilen befremdet und darüber hinwegtäuscht, dass sich hinter den vordergründig harmlosen Darstellungen oft abgründige Bedeutungen verbergen – so bei dem Blumenbild Ninive, dessen verwelkende Schönheit auf die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz anspielen soll.

Die Suche nach dem richtigen Motiv

Andreas Schön sucht nach dem Verständnis der Gegenwart immer wieder in der Vergangenheit und bezieht daraus die Inspiration für seine vieldeutige Bildersprache. Auf der Suche nach Anregungen und Erkenntnissen nahm er 2011 mit dem Forschungsschiff Meteor an einer Expedition durch das Schwarze Meer und das östliche Mittelmeer teil. Nicht alle Motive kommen derart spektakulär zustande: Immer wieder entscheidet sich Andreas Schön auch für ganz profane Motive, die eigentlich der bildenden Kunst als unwürdig erachtet werden. Seine Speck-Serie stellt die Maserung von Gestein und die Struktur von Fettgewebe einander gegenüber – und im Zusammenspiel entsteht wieder eine Art von fremdartiger, unwirklicher Landschaft. Für seine Kunst hat Andreas Schön Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter 1997 den Villa-Romana-Preis.

Andreas Schön lebt und arbeitet heute als freier Künstler in Düsseldorf.