Sean Scully sieht in der Abstraktion einen Ausdruck und ein Zusammenwirken von spiritueller und emotionaler Kraft. Um diese Energien freizusetzen, bedient sich der irisch-amerikanische Künstler einer persönlichen Bilderwelt voller Widersprüche, die von minimalistischer Farb- und Formarmut zu dreidimensionalen, farbintensiven Bildobjekten reicht.
(...) WeiterlesenMark Rothko veränderte Sean Scullys Blick auf die Kunst
Sean Scully wurde am 30. Juni 1945 in Dublin geboren. Ökonomische Zwänge brachten die Familie des Künstlers dazu, ihre irische Heimat zu verlassen und nach London zu übersiedeln. In einem Arbeiterviertel im Süden der Stadt verbrachte Sean Scully seine Kindheit und besuchte die lokale Klosterschule. Die Gemälde in den katholischen Kirchen seiner unmittelbaren Umgebung machten einen tiefen Eindruck auf den Jungen, und er fasste bereits im zarten Alter von neun Jahren den Beschluss, Maler zu werden. Nach seiner Ausbildung zum Drucker arbeitete er zeitweise in einem Studio für Grafikdesign und widmete sich parallel drei Jahre lang in Abendkursen der figurativen Malerei. Zu seinen Vorbildern in dieser Zeit gehörten Vincent van Gogh, Henri Matisse, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff. Das änderte sich schlagartig, als er in Gestalt von Mark Rothko zum ersten Mal dem abstrakten Expressionismus begegnete. Von diesem Moment an wandte sich Sean Scully mit ganzer Kraft und Leidenschaft der Abstraktion zu.
Als Maler gegen den Strom, Interesse an Minimalismus und Fotografie
Sean Scully studierte von 1968 bis 1972 Kunst an der Newcastle University, wo er sich durch die bewusste Orientierung an der Malerei einer Minderheit anschloss, denn der überwiegende Teil der Studenten beschäftigte sich mit der aufregend neuen Konzeptkunst. Ein Stipendium führte Sean Scully Anfang der 1970er-Jahre erstmals in die USA, wo er die Stilrichtung des Hard Edge erprobte. Seine erste Einzelausstellung in London war ein großer Erfolg und rasch ausverkauft. In New York befreundete er sich mit dem Maler Robert Ryman und widmete sich dem Minimalismus. Zeitweise verzichtete Scully bei seinen Arbeiten weitgehend auf Farbe und näherte sich einer fast monochromen Darstellungsweise an. Trotz einiger Achtungserfolge gelang ihm der internationale Durchbruch erst in den späten 1980er-Jahren. In der Folge wandte sich der Künstler auch der Fotografie zu und veröffentlichte einige seiner diesbezüglichen Arbeiten. Mit der Serie Floating Paintings, dreidimensionalen Gemälden auf bemalten Aluminiumblöcken, näherte er sich auch der Skulptur an, ohne sein eigentliches Genre, die Malerei, wirklich zu verlassen.
Ein gefragter Lehrer an den großen internationalen Universitäten
Sean Scully übernahm auch verschiedentlich Lehrtätigkeiten an renommierten Universitäten; er unterrichtete in London am Goldsmith College of Art and Design, in New Jersey an der Princeton University, in New York an der Havard University und in München an der Akademie der Bildenden Künste. Gerade zu München pflegte er eine besondere Beziehung, seit Armin Zweite in den frühen 1980er-Jahren ausgewählte Werke Scullys im Lenbachhaus gezeigt hatte. Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeiten pflegte der Künstler häufig noch Kontakt zu vielen seiner Studenten. Für seine Kunst erhielt Sean Scully Preise und Auszeichnungen, unter anderem wurde er 2016 von dem internationalen Modemagazin Harper's Bazaar zum International Artist of the Year gekürt.
Sean Scully lebt und arbeitet heute abwechselnd in New York, Barcelona, Berlin und Königsdorf.
Sean Scully - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: