Julius Shulman – Als Autodidakt zum Meister der Architekturfotografie
Julius Shulman wurde am 10. Oktober 1910 in Brooklyn, New York City, geboren. Der Sohn russisch-jüdischer Einwanderer wuchs in der ländlichen Umgebung von Connecticut auf, ehe er mit seiner Familie nach Los Angeles zog. Für das Fotografieren interessierte er sich früh; während an der Universität etwas ziellos verschiedene Kurse ausprobierte, verdiente er sich durch den Verkauf von Fotografien an Kommilitonen ein Taschengeld. 1936 bat ihn ein zufälliger Bekannter, der als Konstruktionszeichner im Architekturbüro des österreichischen Star-Architekten Richard Neutra arbeitete, Fotografien von einem neu errichteten Anwesen zu machen, das Neutra für den Journalisten Josef Kun entworfen hatte. Das Ergebnis begeisterte Neutra dermaßen, dass er Julius Shulman gleich für weitere Aufträge engagierte und ihm so den Eintritt in die Architekturfotografie ermöglichte. 1950 eröffnete Shulman schließlich sein eigenes Fotostudio in Los Angeles. Dabei hatte er sich seine fotografischen Kenntnisse vollständig als Autodidakt angeeignet und zu keiner Zeit eine wirkliche Ausbildung durchlaufen.
Shulmans Bilder begründeten den Ruhm vieler Architekten
Julius Shulman fotografierte in der Folge zahlreiche Bauten großer Architekten und trug zu deren Bekanntheit bei. Neben Richard Neutra, der sein gesamtes Werkverzeichnis mit Shulmans Bildern illustrierte, waren das klangvolle Namen wie John Lautner, Frank O. Gehry, Frank Lloyd Wright und Pierre Koenig. Für Letzteren dokumentierte Julius Shulman unter anderem das Stahl House (auch bekannt als Case Study House Nr. 22), dass Koenig 1959 für den ehemaligen Football-Spieler C. H. »Buck« Stahl errichtet hatte. Das minimalistische Haus hoch über den Dächern von Los Angeles galt schnell als Ikone der modernen Architektur, was auch der fotografischen Aufarbeitung Julius Shulmans zu verdanken war, der nicht nur durch die Wahl der Perspektive, sondern auch durch den geschickten Einsatz von zwei weiblichen Modellen einen bis dahin ungekannten Effekt erzielte. Case Study House Nr. 22 ist bis heute das wohl berühmteste Werk Julius Shulmans, aber die Zahl der Bauwerke, die Shulman ihre Bekanntheit verdanken, ist Legion. Schon sein Förderer Nautra erkannte, dass Shulmans Fotografien seine architektonischen Leistungen an Rum übertreffen und überdauern würden – Fotografien seien einfach leichter zu lagern und zu transportieren als Stahl und Beton.
Shulman wollte die Magie der Architektur sichtbar machen
Julius Shulman präsentierte sein fotografisches Werk in zahlreichen Ausstellungen und war auch Gegenstand eines Dokumentarfilms von Eric Bricker, in dem Hollywoodstar Dustin Hoffmann das Leben und Werk des Starfotografen beleuchtete. 2006 wurde er mit einem Stern auf dem Palm Springs Walk of Stars geehrt. Shulman legte Wert darauf, dass er die Architektur auf seinen Bildern selbst nie veränderte, sondern sie lediglich durch Perspektive und Beiwerk um eine »magische« Qualität bereicherte, damit jeder Betrachter sofort den Wunsch verspürte, darin leben zu wollen. Deshalb waren auf seinen Bildern häufig Menschen zu sehen, die ein Gebäude belebten. Zeitweilig hatte sich Julius Shulman schon in den Ruhestand verabschiedet, kehrte aus diesem aber im Jahr 2000 wieder zurück, um mit dem deutschen Architekturfotografen Jürgen Nogai zusammenzuarbeiten. Auch nachdem er 2005 sein gesamtes Archiv an das Getty Research Institute verkauft hatte, konnte Julius Shulman vom Fotografieren nicht lassen.
Julius Shulman starb am 15. Juli 2009 in Los Angeles.
Julius Shulman - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: