Lorna Simpson ist eine der wichtigsten afroamerikanischen Künstlerinnen der Gegenwart. Mit ihrem multimedialen Werk, in dem sie auf originelle und ausdrucksstarke Weise Bilder mit Worten kombiniert, stellt sie die drängenden und brandaktuellen Fragen nach Ethnie, Gender und Identität.
(...) WeiterlesenLorna Simpson – Eigenständige Mischung aus Fotografie und Konzeptkunst
Lorna Simpson wurde am 13. August 1960 in Brooklyn, New York City geboren. Ihre Eltern nahmen sie frühzeitig zu Theateraufführungen, Museumsbesuchen, Konzerten und Ballettabenden mit und legten so bereits in ihrer Kindheit den Grundstein für ein wachsendes Kunstinteresse. Als Lorna Simpson im Sommer ihre Großmutter besuchte, belegte sie Kunstkurse, 1982 erwarb sie ihren Bachelor in Malerei an der School of Visual Arts in New York. Während ihres Studiums absolvierte sie ein Praktikum im Studio Museum in Harlem und konnte dabei unter anderem die Arbeitsweise von David Hammons begutachten, der zu dieser Zeit dort tätig war. 1985 beschloss Simpson ihr Studium an der University of California in San Diego mit dem Master in bildender Kunst. In San Diego gehörten die Filmemacher Babette Mangolte und Jean-Pierre Gorin, die Performancekünstlerin Eleanor Antin, Dichter David Antin und der Konzeptkünstler Allan Kaprow zu ihren Lehrern. Lorna Simpson mäanderte zwischen Fotografie und Konzeptkunst und entwickelte ihren charakteristischen Stil des »Foto-Texts«, für den sie grafische Elemente in studioartige Porträts, bei denen sie meist die Köpfe abschnitt, einfügte.
Vielfältige Experimente mit Schrift, Bildern und Film
Lorna Simpson unternahm nach ihrem Studium Reisen nach Europa und Afrika und experimentierte mit der Straßenfotografie. Ihre bestimmenden Themen fand sie in den großen Fragen nach Identität, Geschlecht und Ethnie. Die überkommenen Rollen und Darstellungen stellte sie in ihrem Werk immer wieder auf den Prüfstand, auch die Dokumentarfotografie musste sich die kritische Nachfrage gefallen lassen, inwieweit sie tatsächlich die Wirklichkeit dokumentierte oder doch nur auf der schwammigen Grundlage einer jedes Menschen eigenen Subjektivität konstruierte. Lorna Simpson experimentierte mit verschiedenen Medien, brachte Fotografien und Siebdrucke auf großformatigen Filzplatten an, konzipierte Installationen und Videoarbeiten und drehte in den 1990er Jahren sogar ihre ersten Filme, deren Darsteller stets Menschen mit nicht weißer Hautfarbe waren. Ihr wichtigstes Ausdrucksmittel blieben jedoch die Wortbilder, für die sie ihre Fotografien mit Texten ergänzte. So waren unter den Künstlern, die Lorna Simpsons Arbeit beeinflussten, auch Schriftsteller wie Langston Hughes, Ishmael Reed, Alice Walker, Toni Morrison und Ntozake Shange.
Eine international gefeierte Pionierin afroamerikanischer Kunst
Lorna Simpson war 1990 die erste afroamerikanische Künstlerin, die zur prestigeträchtigen Biennale di Venezia eingeladen wurde, und sie war ebenfalls die erste afroamerikanische Frau, die eine Einzelausstellung im Museum of Modern Art erhielt. Für ihre Kunst erhielt Lorna Simpson Preise und Auszeichnungen, darunter 1985 ein Stipendium des National Endowment for the Arts und 2001 den Whitney Museum of Art Award. Sie ist seit 2013 Mitglied der National Academy of Design, gehört seit 2016 der American Academy of Arts and Sciences an und seit 2021 der American Academy of Arts and Letters. 1998 war sie außerdem für den Hugo Boss Prize nominiert, unterlag aber dem schottischen Videokünstler Douglas Gordon.
Lorna Simpson war von 2007 bis 2018 mit dem Fotografen James Casebere verheiratet, hat mit ihm eine Tochter und lebt heute in Brooklyn.
Lorna Simpson - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: