Thomas Somerscales

Thomas Somerscales - Frühe Jahre als Marinelehrer und Landschaftsmaler

Thomas Somerscales wurde am 29. Oktober 1842 in Kingston upon Hull geboren. Als Sohn eines Kapitäns zur See war ihm der Bezug zur Marine bereits in die Wiege gelegt, und auch sein Talent zum Zeichnen entdeckte er bereits in frühen Jugendjahren. Trotzdem schlug er zunächst keine Laufbahn als Künstler ein, sondern wurde Lehrer, wenn auch nicht an einer gewöhnlichen Schule: 1863 heuerte er auf der HMS Cumberland an, einem Schulschiff der Königlichen Marine von England. Diesem Beruf blieb er über fünf Jahre auf ebenso vielen Schiffen treu; während seines Dienstes auf der HMS Zealous erkrankte er allerdings an Malaria und musste in der chilenischen Hafenstadt Valparaíso von Bord gehen. Da sich seine Erkrankung als schwer erwies, wurde er schließlich aus dem Dienst der Marine entlassen. In Chile verdinge er sich zunächst weiterhin als Lehrer, fand aber gleichzeitig viel Muße, sich in der Malerei zu üben, die ihn schon zuvor fasziniert und begeistert hatte. In dieser frühen Schaffensphase entstanden vor allem Landschaftsbilder, von denen er 1872 ganze drei auf der Internationalen Kunstausstellung in Santiago de Chile präsentierte und eine Silbermedaille gewann.

Bildgewaltiger Chronist der Seekriege und Handelsschifffahrt

Die Seefahrt ließ Thomas Somerscales nicht los, und als er 1875 auf der Korvette Esmeralda vor Valparaíso in ein schweres Unwetter geriet, zeigte er sich tief beeindruckt von dem mutigen Kampf der Besatzung gegen den Sturm. Von dieser Zeit an bildeten maritime Themen den Mittelpunkt der künstlerischen Tätigkeit von Thomas Somerscales. Als Augenzeuge des mehrjährigen Salpeterkriegs zwischen Chile und Peru fertigte er zahlreiche Seekampfszenen an. Das vielleicht bekannteste Werk aus diesem Zyklus zeigt den Untergang der Esmeralda während des Gefechts mit dem peruanischen Panzerschiff Huáscar vor Iquique am 21. Mai 1879. Mit dem Bild Arturo Prats Tod leistete Thomas Somerscales seinen Beitrag zum Andenken an einen der größten Nationalhelden Chiles, dessen Todestag jährlich mit einem Staatsakt gedacht wird. Nach dem Ende des Salpeterkriegs wählte der Künstler friedvollere Motive und legte sein Augenmerk auf die Handelsschifffahrt.

Thomas Somerscales blieb ein Wanderer zwischen England und Chile

Thomas Somerscales kehrte im Jahr 1892 in seine Heimat England zurück. An eine Wiederaufnahme seiner Tätigkeit als Lehrer war jetzt nicht mehr zu denken, vielmehr stellte der leidenschaftliche Maler bereits ein Jahr später zum ersten Mal ein eigenes Gemälde in der königlichen Akademie in London aus. Es sollte nicht das letzte Werk sein, dem diese Ehre zuteilwurde: Insgesamt 28 seiner Bilder durfte er dort präsentieren. 1899 entstand eines seiner bekanntesten Werke, das gefeierte Bild Off Valparaíso, mit dem er einmal mehr seine Zeit in Chile aufgriff. Thomas Somerscales blieb Chile ein Leben lang verbunden und unternahm weitere Reisen in das Land, das ihm zu einer zweiten Heimat geworden war. Erst 1915 ließ er sich endgültig in England nieder.

Thomas Somerscales starb am 27. Juni 1927 in seiner Geburts- und Heimatstadt Kingston upon Hull. Ein Großteil seines künstlerischen Erbes kann heute in der Tate Gallery und dem National Maritime Museum in London sowie in der Galerie Ferens in Kingston upon Hull besichtigt werden. Besondere Verehrung genießt sein Andenken bis heute in Chile.