Eugen Spiro

Eugen Spiro - Studium in Breslau und München, Reise nach Italien

Eugen Spiro wurde am 18. April 1874 im schlesischen Breslau geboren. Dem Sohn eines jüdischen Synagogen-Kantors war das musische Talent in die Wiege gelegt: Er war gleichermaßen malerisch wie musikalisch begabt und auch seine jüngere Schwester Elisabeth Dorothea schlug unter ihrem späteren Namen Baladine Klossowska eine Laufbahn als Malerin ein. Sein früh erkanntes Talent führte ihn zu einem Kunststudium, zunächst in Breslau bei dem hochgeschätzten Albrecht Bräuer, dem sein ehemaliger Schüler Gerhart Hauptmann in seinem Drama Michael Kramer ein literarisches Denkmal setzte. In München fand Eugen Spiro an der Akademie der bildenden Künste weitere namhafte Lehrer, darunter die Maler Wilhelm von Lindenschmit und Franz von Stuck. Zu seinen Münchener Kommilitonen zählte der impressionistische Maler Richard Pietzsch. Als Meisterschüler Franz von Stucks erhielt Eugen Spiro ein eigenes Atelier in der Villa Stuck, durch die Zuwendung eines wohlwollenden Privatmäzens konnte er im Jahr 1897 eine Studienreise nach Italien unternehmen und dort die Werke der alten Meister kopieren.

Erfolge als Porträtmaler in Deutschland und Frankreich

Eugen Spiro debütierte in München als freier Maler, gehörte der Münchner Sezession an und stellte im Glaspalast aus, auch veröffentlichte er Beiträge in der Zeitschrift Jugend und konnte mit seinen ausdrucksstarken Porträts erstes Kritikerlob auf sich ziehen. Kurzfristig kehrte er in seine Heimatstadt Breslau zurück, ehe er sich in Berlin niederließ, wo er die Schauspielerin Tilla Durieux heiratete, die ihn aber schon zwei Jahre später wieder für den Kunsthändler Paul Cassirer verließ. Immer wieder zog es Eugen Spiro nach Paris. Dort nahm er an verschiedenen Ausstellungen teil, lehrte an der Académie des Beaux-Arts und an der Académie moderne und befreundete sich mit dem Maler Hans Purrmann. In Paris studierte Spiro die Meister des Impressionismus und pflegte Umgang mit den zahlreichen Künstlern und Intellektuellen, die im Café du Dôme verkehrten. Der Erste Weltkrieg zwang Eugen Spiro zur Rückkehr nach Deutschland, mit Joseph Oppenheimer und Hans Meid arbeitete er als Kartograf für die Armee.

Unter dem Druck der NS-Diktatur Emigration in die USA

Eugen Spiro unterrichtete in Berlin namhafte Künstler wie den deutschen Glasmaler Egbert Lammers und die französische Malerin Marcelle Cahn. Auf zahlreichen Reisen sammelte er wertvolle Anregungen und fruchtbare Kontakte. Dem künstlerischen und materiellen Höhenflug der goldenen 1920er-Jahre folgte der Schatten des Nationalsozialismus, der den jüdischen Künstler erheblich einschränkte und schließlich in die Emigration zwang. Obwohl er in Paris mit anderen aus Deutschland geflohenen Künstlern wie Paul Klee, Max Beckmann, Wols und Oskar Kokoschka Ausstellungen organisieren konnte, blieben die Lebensumstände schwierig. Über Spanien und Portugal gelangte Spiro darum in die USA, wo er in New York für den Rest seines Lebens ein Zuhause fand und allmählich an frühere Erfolge anknüpfen konnte. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte er seine Studienreisen wiederaufnehmen; in Deutschland wurde seine Kunst in den 1950er-Jahren wieder einem breiteren Publikum bekannt.

Eugen Spiro starb am 26. September 1972 in New York.